Eines vorweg,auf einen detaillierten sachlichen Reisebericht wollen wir hier im Sinne aller (gähn!) verzichten.Dennoch ließ uns diese nach zähem Ringen genehmigte Studienfahrt Un­mengen an kulturellen Informationen sammeln.Doch schon allein dem Umstand,daß Dr. Dederding und Frau Traub-Eichhorn unsere Begleitpersonen waren,ist es zu verdanken,daß diese Studien­fahrt in die Toskana mit geplanten Wanderungen neben Kultur auch einiges für das Zwerchfell,für Fußsohlen,Fersen,Waden und Oberschenkel bot.

Nach der ermüdenden Busfahrt lechzten einige verwegene Na­turburschen nach einem kühlen erfrischenden Bad.Herr Dederding, dessen bemerkenswerter Orientierungssinn und hervorragende Ortskenntniss uns vor so manchem Outdoor-Abenteuer bewahrte, verwies die erschöpften Gemüter auf ein leicht zu findendes Schwimmbad in Siena.Wir wußten das Siena nicht klein war,wie groß es wirklich ist wußten wir erst als wir das Schwimmbad am Ende unserer Odyssee reichlich durchnäßt (Gewitterregen) gefunden hatten. Dem Quartierbezug folgend,harrten wir dem Abendessen. Doch beim Anblick der"unwahrscheinlichen" Mengen traf uns fast der Schlag und es stellte sich zwangsläufig die Frage,wo wir die "Vorspeise" am besten ergänzen konnten. Wie durch ein Wunder entkamen wir dem Hungertod und konnten am nächsten Morgen einer Aufwärmwanderung ins Auge sehen. Um den Ausgangspunkt dieser Wanderung zu erreichen, mußte der Bus ei­nen sehr engen und unbefestigten Hohlweg fahren. Schließlich endeten wir in einer 5-Seelen-Siedlung,von der aus wir zu Fuß weiter wollten. Der Tummelplatz des altersschwachen Dorfhundes bot jedoch weder Platz zum Parken geschweige denn zum Wenden. So mußte der Bus von zwei unserer Spezialisten im RÜckwärtsgang den gesamten Weg zurück gelotzt werden.Leicht verständ­liche Gestik und deutliche akustische Anweisungen hielten den Schaden (2 Dellen) erfreulich niedrig.

Die laut Karte zweistündige Wanderung entwickelte sich dank unserer beiden erfahrenen Scouts,die auf "bestes" Karten­material zurückgreifen konnten,zu einem in jeder Form abhärt­enden 6-Stunden-Marsch.Eine neue physikalische Größe war geboren: der Dederding-Faktor.Der Wert dieses Faktors wird von der Traub-Eichhorn-Variablen beeinflußt und muß mit der an­gesetzten Wanderzeit multipliziert werden.Er schwankt je nach Intensität der TE-Variablen zwischen 2,5 und 3 (meistens3). Abgehärtet wurden im speziellen Fußsohlen von Grisu (alias Martin B.),der gezwungenermaßen über die Hälfte des Weges bar­fuß zurücklegte. Dies erschien sinnvoll,da das Wasser seiner unzähligen Blasen bei jedem Schritt über den Stiefelschaft schwappte.

Am folgenden Abend machte sich eine Gruppe in die Innen­stadt von Siena auf,um auf dem historischen Campo ein Konzert mit Supertramp,Amanda Lear (die Beine bis zum Hals hatte)und unter anderem auch Eros Ramazotti zu besuchen.Dieses vom Italienischen Fernsehen übertragene Spektakel entpuppte sich als Flop. Während der halbe Campo das Gähnen mühsam unterdrückte, heizte Nils mit einer verwegenen Entkleidungsnummer den Massen um uns herum so richtig ein.

Das New York der Toskana,besser bekannt als San Gimignano, war eine Zwischenstation bei der Übersiedlung von Siena nach Lucca. Berühmt ist es für seinen Wein und seine noch weitge­hend erhaltenen Geschlechtertürme,die die- charakteristische "Skyline" ergeben.Nur mit Müh' und Not konnten wir unsere Kletterfreaks Nils und Mathias von ihrem Vorhaben abbringen , die Türme an ihren Außenwänden zu erklimmen,wie sie es bei Leonardo da Vincis Geburtshaus taten.

Lucca war in vielfacher Hinsicht sehr interessant. Hier konnten wir die vom guten,aber mageren Jugendherbergsessen motivierte Flucht nach vorn auf kulinarischem Gebiet in voll­kommener Weise realisieren.In den vielen kleinen Spezialitäten­geschäften deckten sich einige unserer Teilnehmer mit erlesenen Proben der Italienischen Tafel ein,die am Abend nach der all­täglichen "Vorspeise",die die Jugendherberge stellte,mit reich­lich Chianti Claosico mit Gallo negro (für Insider) verdrückt wurden. Diese kulinarischen Ekszesse setzten sich bis hinauf in die entlegenen Gipfel des Apennin fort,wo wir eine kleine Berghütte vor wahre Nachschubprobleme hinsichtlich unserer Versorgung mit Minestrone und Pasta stellten.

Abenteuerlich wurde es noch einmal,als Iron-Jörg dem kalten Wasser trotzend (ca. 10 Grad) sich in eine Talsperre des Apennin stürzte und sich bei seinem Erfrischungsbad auch nicht von den ungewöhnlich großen (und wahrscheinlich nicht minder mörderisch veranlagten) Riesenkaulquappen (Quappus maximus) stören ließ.

Wenn die Jury zur Krönung der Person mit der unintelligen­testen Bemerkung bisher wirklich keinen eindeutigen Gewinner küren konnte, so erleichterte Frau Traub-Eichhorn, die nie um einen small-talk verlegen ist,(Anmerkung der Red.: Koste es was es wolle) diese Entscheidung wesentlich. Im Köschinger Forst entschied sie mit einer einzigen wohlge­ zielten Frage den Wettbewerb für sich. Man muß wissen.daß sich nahezu alle Beteiligten Weißwürste zum Frühstück (5 Uhr morgens') bestellt hatten, wovon die häutigen Überreste auf den Tellern zeugten. Da alle sehr erschöpft waren, gaben sich die meisten sehr wortkarg. (Sehr zum Leidwesen von Frau Traub-Eichhorn). Diese wandte sich auf der Suche nach Gesprächsstoff an unseren Martin mit der Frage: "Na Martin, haben sie auch Weißwürste ge­gessen?" .Martin sah mit schlaffen Augenlidern von seinem mit Pellen verzierten Teller auf und meinte trocken: "Nein Frau Traub-Eichhorn, Schnitzel mit Haut!!