Die offizielle Geburtsstunde von Steierdorf war am 24
Juni 1773
Um den wachsenden Bedarf an Holzkohle zu befriedigen,
wurden Holzschläger und Köhler in den Orawitzer Forst, damals
wohl ein Urwald, angesiedelt.
An jenem Tag erreichten sie das Tal der heutigen Schulgasse
('Schusstagassl'), fällten nahe der Quelle eine Eiche und stellten
ein Kreuz auf den Baumstamm.
Wer genau diese Leute waren und woher sie kamen, ist
im Detail dem Familienbuch zu entnehmen. Hauptsächlich war es der
österreichische Raum: Ischlergegend, Grundlsee, also das Salzkammergut
und die Steiermark - daher der Name des Ortes.
"Der Transport zählte 50 Holzknechte und Köhler
und 1 Holz- und Kohlemeister mit ihren Familienangehörige. Er passierte
am 6 Juni 1773 Wien, von wo er am 8. Juni 1773 donauabwärts zu Schiffe
nach Pantschova und von da nach Ujpalanka (Neu Palanka) weitergeführt
wurde." (Stanglica)
Schon ein Jahr später kamen weitere "geschickte
Köhler". Bei Stanglica wird das so beschrieben:
"Peter Kastel [der auch den ersten Transport zusammenstellte]
begann seine Werbefahrt am 8. April in Graz und ging über Eisenerz
nach Hieflau, wo ihm vom Oberkammergrafenamt einige Köhler zugewiesen
wurden, dann nach Linz, Wels, Steyr, Gmunden - hier stießen einige
Köhler aus Waidhofen an der Ybbs zu ihm - Goisern, dann wieder von
Steyr nach Persenbeug und von da zurück nach Steyr. In Steyr sammelte
er die Angeworbenen. Hier erhielten sie den Abschiedstrunk, und von da
ging der Transport über Kennelbach (16.Juli 1774), Wien (18. Juli),
Preßburg (20.Juli), Komorn (24.Juli) auf der Donau auf Schiffen,
die aus dem Banate Kupfer nach Wien geführt hatten und nun wieder
zurückkehrten, in das Banat, wo er am 6. August ankam."
Im laufe der Zeit sind noch weitere Siedler zugewandert.
Einige davon sind weitergezogen, die meisten aber sind geblieben und haben
sich eine Existenz aufgebaut.
Im folgenden eine chronologische Zusammenfassung. Die
Details sind dem Familienbuch zu entnehmen.
1775 kamen 6 Köhler und 6 Holzarbeiter, die aus
Deutschland stammten und sich in Tschanad, Csatad , Pantschova, Triebswetter,
und Groß-Jetscha vorher als Bauern niedergelassen hatten, nach Steierdorf.
Der Hüttenmeister Brunner hatte 1794 15 Familien
aus verschiedenen kameralen Teilen des Banats zur Ansiedlung in Steierdorf
geworben. Bis auf 4 Familien kehrten sie aber alle in ihre Ansiedlungsortschaften
zurück. [Stanglica]
Als Folge der Verkürzung der Fruchtration auf einen
1/2 Metzen folgten weitere Auswanderungen: 1801 nach Bukowatz, 1804 nach
Karansebesch, 1819 nach Königsgnad und 1826 nach Ruskberg.
Später erfolgte eine neue Ansiedlungsphase in der
sich zahlreiche Familien, vor allem aus der Slowakei und Böhmen, in
Steierdorf niederließen.
Hier eine chronologische Zusammenfassung nach Slovig:
1846 Aus Ungarn, Böhmen und der Steiermark kommen
58 Schachthäuer mit 30 Frauen und 87 Kindern. So entsteht die Judenkolonie
(bei Slovig Karrenschlag Kolonie) mit 41 Häusern, die II. und III.
Kolonie mit 94 Wohnhäusern. Diese Häuser wurden später privatisiert,
anders als die Gerlischte-Kolonie in Anina.
1848 Einige dieser Siedler kehrten zurück oder gingen
nach Serbien. Es ist die Zeit der politischen Umwälzungen.
1850 Aus Schmölnitz (Smolnik/Slowakei) kommen 101
Berghäuer mit 39 Frauen und 56 Kindern. Es sind deutsche Zipser. Aus
Aranyida, Kreis Kosice (Slowakei) kommen die ersten Slowaken: 50 Männer
mit 17 Frauen und 22 Kindern.
1851 Aus Zbiroh und Horovice kommen die ersten Böhmen:
32 Männer mit 23 Frauen und 62 Kindern. Dafür baut man in der
Böhmen-Kolonie Arbeiterkaserne und 7 Wohnhäuser. Es folgten noch
21 Wohnhäuser in der Gerlischte-Kolonie.
1855 Bei dem Verkauf des Bergbaus und der Domänen
an die Steg (Staatseisenbahngesellschaft) zählte Steierdorf
325 Häuser und 2045 Seelen. Es folgt ein rasanter Aufschwung!
1856 Aus Schmölnitz kommen weitere Zipser: 49 Männer
mit 20 Frauen und 36 Kindern. Sie wurden im Freudental oder der heutigen
Sommerfrische zu angesiedelt, wo sie auf den erhaltenen Parzellen ihre
Wohnhäuser in den Jahren 1868-70 erbauten. Da in dieser Zeit das regnerische
Wetter vorherrschend war, wurden die von ihnen geschlagenen Lehmziegel
des öfteren verweicht, was zu vielen Klagen Anlaß gab. Dies
war der Grund, daß diese Kolonie Jahrzehnte hindurch den Namen Jammertal
führte. Erst nach der Gründung der Sommerfrische-Aktiengesellschaft
im Jahre 1893, als sich durch den Fremdenverkehr die Lage dieser Siedler
erfreulich besserte, wurde diese Kolonie auf den Namen Freudental umbenannt."
(Slovig)
1857 Aus Böhmen wandern 15 Männer ein.
1859 Aus der Slowakei kommen 112 Männer mit 101
Frauen und 226 Kindern. Dazu kommen 35 Sachsen: 15 Männer mit 8 Frauen
und 12 Kindern.
1860 33 böhmische Familien wandern nach den ersten
Arbeiterunruhen und Entlassungen ab. Die Gründung der Arbeiter-Bruderlade
hat eine positive Auswirkung und trägt zur Beruhigung der Lage bei.
1872 Hundert Jahre nach der Gründung zählt
Steierdorf ca. 10.000 Einwohner.
1891 "Laut statistischer Daten vom Jahre 1891 hatte
Steierdorf-Anina eine Bevölkerungszahl von 12.144 Seelen, die sich
nach ihrer Muttersprache wie folgt verteilte: 7553 Deutsche, 1553 Slowaken
und Böhmen, 425 Rumänen, 329 Ungarn und 2234 andere. Die Zahl
der Häuser war in jenem Jahre 1497.
Die Arbeiterschaft der Steg. verteilte sich wie folgt:
Bergleute 2200, Eisenwerk 1100 Forstbetriebe 500, Beamte und Angestellte
190. Zusammen 3990 Mann.
Man erzeugte damals 180.140 Tonnen Steinkohle, 1921
Tonnen Eisenstein und 8289 Tonnen Roheisen." (Slovig)
1903-04 Auswanderung nach Deutschland und Ozd, Oberungarn
nach Unruhen, Streiks und Entlassungen.
1906 Beginn der Auswanderung nach Amerika.
Im Zusammenhang mit den 2. Weltkrieg ist es zu der sogenannten
'Flucht' gekommen: Mit dem Rückzug der Wehrmacht wurde auch ein Teil
der deutschen Bevölkerung mit Güterzügen in Sicherheit gebracht.
Sie wurden als Flüchtlinge verteilt: im Sudentenland,
Franken, Ostbayern.
Einige sind nach dem Krieg auch dort geblieben. Die anderen
sind freiwillig zurückgekehrt oder (so die in Sudetenland) mußten
der entsprechenden Aufforderung folgen.
Die in Steierdorf-Anina verbliebenen hatten zum Teil
ein weitaus schlimmeres Los. Einige wurden nach Russland verschleppt -
d.h. sie wurden in einer Nacht- und Nebelaktion in die damalige Sowjetunion
gebracht und hauptsächlich im Bergbau eingesetzt. Viele sind nicht
mehr zurückgekehrt.
Die Dramatik beider Vorgänge ist durch Zeitzeugen
in der Banater Berglanddeutsche Zeitung belegt.
Schließlich hat in den 70ziger Jahren die - wohl
unumkehrbare - Auswanderung in die Bundesrepublik begonnen.
Bei der Volkszählung vom 7. Januar 1992 bekannten
sich noch immer 1.432 Personen zum Deutschtum (579 in Anina und 853 in
Steierdorf).