Josef Havel - ein Pionier des Segelfliegens im Banater Bergland
Josef
Havel wurde am 19.08.1910 in Anina geboren. Er war ein uneheliches
Kind von Maria Havel. Als Vater bekennte sich Andreas Karlicsek.
Am
9.12.1940 heiratete er in Anina mit Stubna (Stubner ?) Irene, mit der
er später in Reschitz wohnte.
Januar 1945 wurden beide zur
Zwangsarbeit nach Russland verschleppt. Dort starb er im Lager
Petrovca, wahrscheinlich 1947 [dazu habe ich keine genauen Daten].
Josef hatte einen Bruder Johann und eine Schwester
Barbara. Diese war mit einen Rotmaier verheiratet und hatte eine
Tochter Edith, die mit einem Maigut verheiratet ist.
Frau Edith
Maigut ist also die Nichte von Josef Havel. Sie hat mir Informationen
und einige Bilder zur Verfügung gestellt.
Schon als Kind begeisterte sich Josef für alles
was mit Technik zu tun hatte.
Zudem
war er sehr risikofreudig: Als junger Mann ist er Motorrad gefahren
und bei Feiertagsveranstaltungen den so genannten „Zidul
Mortii“ [= die Todesmauer] gefahren. Dies ist ein aus Brettern
gebauter, oben offener Zylinder in dem sich das Motorrad immer
schneller und höher dreht und dabei dem oberen Rand immer näher
kommt. Dort wo sich auch die Zuschauer befanden.
Zudem hat er auch
einige besondere Schlitten und Bobs gebaut, die er im Winter mit
Freunden an den Berghängen gefahren hat. Einige davon hat er
verkauft um etwas Geld zu verdienen.
Er war ein innovativer Tüftler, ein Mensch mit vielen Ideen, ein begabter Handwerker. Er war in der Lehre beim Spengler Freiner in der Celnic. Nachdem er nach Reschitz umgezogen ist, hat er als Schlosser bei der UDR gearbeitet.
Seit seiner Kindheit in Anina hat er des öfteren
die Vögel am Himmel beobachtet und davon geträumt eines
Tages selber zu fliegen. Wohl so hat er seine Leidenschaft zum
Segelfliegen entdeckt. Er bastelte Fliegermodelle und probierte sie
aus an Tagen mit guter Thermik. Die Anleitungen holte er sich aus der
Fachliteratur. Insbesondere die „Grüne Post“ aus
Berlin enthielt Baupläne für ein Segelflugzeug.
Er
hatte aber auch Kontakt zu Egon Pastior aus Hermannstadt. Dieser, so
wie der Pfarrer Ladislau Dittrich aus Anina unterstützten den
jungen Josef, so dass er die Flugschule in Grunau (heute Jeszow,
Polen) besuchen konnte. Dort, in der Werft des bekannten
Konstrukteurs Schneider hat er auch den Segelfliegerbau gelernt.
Sein
Fluglehrer war ein gewisser Heiner Lange. Mit diesen hatte er sich
befreundet weil beide begeisterte Motorradfahrer waren.
Sein erstes Segelflugzeug baute er in Anina aus eine
Holzgerippe, das mit Mutters Bettwäsche überzogen wurde.
Der
erste Versuch misslang, er stürzte ab und verletzte sich. Aus
dem Segelflugzeug blieb nur ein Haufen Schrott aus Holz, Pappe,
Fetzen übrig.
Natürlich gab er nicht auf. Er baute ein
zweites und hatte damit mehr Glück. Damit machte er mehre Flüge
um Anina und Karaschowa (am „Mangalitza“-Berg).
Als die Segelflieger-Gruppe von der UDR von Havel
hörten, haben sie ihm nach Reschitz geholt. Dort
gab es am Kreuzberg ein Hangar mit einigen einfachen Schulgleiter.
Havel baute nach den Plänen aus der „Grünen Post“
ein Segelflugzeug das Modell „Grunau Baby“ und unternahm
mit anderen jungen „Burschen“, die er ausgebildet hatte
einige Flüge im Banater Bergland. Sie flogen um Reschitz,
Karaschowa, Anina-Steierdorf und Varadia.
Leider endeten seine Flüge im Januar 1945 mit
der Verschleppung nach Russland. Dort hat er wohl sehr gelitten. Er
schnitzte zwar Segelflugzeugmodelle, wurde aber depressiv und wollte
nicht mehr Leben. Angeblich verfutterte er seine Brotration an die
Vögeln. Die Zustände im Lager und persönliche Probleme
beendeten wohl sein Leben [zuverlässige Informationen darüber
sind leider nicht vorhanden.]
Seine Träume aber lebten weiter
allerdings nur kurz: Die Segelfliegerei wurde in Reschitz 1947 wieder
aufgenommen. 1955 war es endgültig Schluss damit.
Heute fliegen weder über Reschitz noch Anina, Steierdorf, Karaschowa oder Varadia weder Segelflieger noch Modellflugzeuge. Schade um die einzigartig schöne Aussicht über unser Banater Bergland.
Robert L. Fabry