www.wuerzburger-hundeschule.de
Geschichte der Würzburger Hundeschule
1988 betreute ich einen Hund vom Tierheim, ging mit ihm auf einen Hundeplatz eines Hundesportvereins in der Nähe. 1989 übernahm ich diesen Hund (Baldo). Auf dem Hundesportplatz lernte Baldo die Grundbegriffe. Aber es machte weder ihm noch mir Spaß, da die Methoden laut, grob und hart waren. Außerdem war keine Zeit für spezielle Probleme, Sorgen und Nöte von Tierheimhunden. Damals schon erwachte die Idee eines Platzes für ehemalige Tierheimhunde. Natürlich illusorisch, da ich selbst keine Ahnung hatte. Fast 3 Jahre blieb ich auf diesem Platz (weil es keine besseren Alternativen gab) und wechselte dann zum Hundeplatz des Deutschen Doggenclubs, Ortsgruppe Würzburg. Dort ging es bei einigen Übungsleitern wesentlich entspannter zu, es wurde mit Leckerchen gearbeitet. Leider aber auch noch mit Leinenruck und Würgehalsband, aber gänzlich ohne Stachelhalsband (inzwischen ist die Benutzung verboten).
1992 gründete ich schließlich mit einem der dortigen Übungsleiter einen eigenen Platz, speziell, aber nicht nur für Tierheim-Hunde. Wir fingen klein an, übten einfach auf einer Wiese im Königswäldchen mit wenigen Hunden. Wir mußten selbst noch viel lernen. Ab 1993 machte ich alleine weiter. 1994 lernte ich bei einem Profiausbilder aus der Rhön und der Rettungshundeführerin Monika Beyfuß alternative Methoden mit Leckerchen und Spielzeug. Das war auch nötig, da meine Hündin Britta (die zu Baldo dazu gekommen war), bei jedem Ruck an der Leine schlotternd auf dem Boden lag.
Im Laufe der nächsten Jahre bildete ich mich durch verschiedenen Seminaren (Martin Pietralla, Petra Führmann, Perdita Lübbe-Scheuermann, Günter Bloch, Ekard Lind, Rolf-C. Franck, Conny Knebel usw.), Fachliteratur und vor allem durch die Teilnehmer weiter, sozusagen "Training on the job". Schnell schon brauchte ich Unterstützung von weiteren Übungsleitern, weil immer mehr Leute Interesse hatten.
Nachdem man uns eines SONNTAGS von "unserer" Übungswiese aus dem Königswäldchen vertrieben hatte (es war schon ein merkwürdiger Anblick, die vier in schicken schwarzen Anzügen gekleideten Herrn aus dem politischen Leben der Stadt und von Unterdürrbach und wir Hundeführer in Drecksklamotten mit unseren Hunden), übten wir ab 1998 etwas oberhalb auf einer Bundeswehrwiese weiter. Diese durften wir nutzen, es gab einen Mitnutzungs-Vertag mit der Bundeswehr.
Als der Andrang zu groß wurde und an einem normalen Sonntag über 50 Autos an der Straße standen, wurde es der Bundeswehr doch etwas zu viel. Wir suchten einen neuen Platz, den wir mit Hilfe engagierter Mitarbeiter der Stadt Würzburg im Neuen Hafen gefunden haben. Diese Wiese gehört der Hafen-GmbH. Diese Wieses nutzen wir von 2001 - 2018.
Im Laufe der Zeit wurden einige der Mitübenden zu Übungsleitern. Sie lernten bei uns und durch entsprechende Seminare das nötige Fachwissen. Einige entwickelten ziemlichen Ehrgeiz und so sind mittlerweile verschiedene Leute "ausgegründet", d. h. sie haben ihre eigenen privaten/kommerziellen Hundeschulen angemeldet. Die erste war Carola mit der Team-Hundeschule in Estenfeld (http://www.hundeschule-estenfeld.de), dann haben sich Ronald und Susi Kosmehl in Randersacker selbständig gemacht, es folgten Rosi Scheiner aus Veitshöchheim (www.hundeschule-wuerzburg.de), Achim Häußler (www.hundezentrum-bh.de ) und Dagmar Popp (www.hauptsachehund.de). 2018 ging Carmen Bauer (www.diehuend.de) in die Selbständigkeit, gefolgt von Ursel Schmitt 2022.
Seit 1993 hat sich viel verändert und auch in Zukunft wird sich das Training weiterentwickeln. Immer neue Ergebnisse aus der Verhaltensforschung bewirken auch eine Änderung der Trainingsmethoden. Während man vor einigenJahren noch von einer "Rudelstruktur" ausging in der Annahme, der Hund hielte den Mensch für einen Artgenossen, ist man sich nun im Klaren, dass der Hund sehr wohl gut differenziert. Früher wurden wesentlich schneller "Unterbrecher" wie Disk, Wasserpistole oder auch Drucklufthalsband verwendet. Heute stehen Clickertraining, Stressvermeidung, reine Handfütterung und Alternativverhalten im Vordergrund und auch Führungsqulitäten und Souveränität der Menschen, wobei unter bestimmten Umständen Unterbrecher weiterhin verwendet werden. Ein Hilfsmittel ist seit vielen Jahren das Halti! Ohne Halti sind viele Situationen mit angstaggressiven Hunden kaum zu bewältigen. In letzter Zeit hat das Haltis einen schlechten Ruf, weil viele es falsch eingesetzt haben und somit den Hund mehr geschadet haben, als es genutzt hat. Wie bei vielen "Werkzeugen" muss man dieses richtig nutzen. So gerne wir Brustgeschirre bei Hunden sehen, so klar muss jedoch sein, dass es Hunde gibt, die man damit nicht hält. Wer selbst schon einen 50/60 kg Hund geführt hat, der bestimmte Situation doof findet, weiß, was ich meine. Manchmal kann ein Brustgeschirr mit einem Führring an der Brust die Handhabung erleichtern, oft jedoch reicht das nicht. Manchmal gibt es schöne Theorien in der Verhaltensforschung, die leider in Praxis etwas schwierig umzusetzen sind....
Wichtig ist, dass man sowohl als Hundebesitzer als auch als Trainer immer wieder hinterfragt, nach Ursachen forscht und Lösungen sucht und nicht denkt, man wüßte alles und bräuchte keinerlei weitere Informationen....
K. Keck (aktualisiert Oktober 2024)