Gottes Weisheit
Predigttext Kolosser 2, 3+910
In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit
und der
Erkenntnis. 9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit
leibhaftig, 10 und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm,
der das
Haupt aller Mächte und Gewalten ist.
Das Kind ist geboren. Es liegt jetzt warm eingepackt im Stroh
in
der Futterkrippe. Maria ist erschöpft aber doch erleichtert
nach
all den Katastrophen. Es ist doch gut geworden: Sie sehen in
die
Krippe: Da liegt der größte Schatz der Welt! Was könnte
Maria
jetzt wertvoller sein als dieses Kind. Was hat sie nicht alles
auf
sich genommen und ertragen. Jetzt hat ihr Sohn das Licht der
Welt erblickt. Gesund und in einem Stall, wo es wenigstens warm
ist.
Wo ein Kind erwartet wurde, geboren ist und angenommen ist
und
geliebt, da relativieren sich die anderen Werte. Ganz selbstver-
ständlich steht das Kind im Mittelpunkt. Das Beste ist für
das
Baby gerade gut genug. Zeit, Geld und Vergnügen, das kann
gar
nicht mehr so interessieren. Alles andere außer diesem
Baby muß
jetzt zurückstehen. Ein Baby, ein unbezahlbarer Schatz.
Doch andere Schätze bestimmen das Leben unserer Zeit
mehr
und mehr. Bevor nach den Kindern und den Menschen gefragt
wird, gilt viel Sorge anderen Schätzen: Haben die Kassen
beim
Weihnachtsgeschäft genug geklingelt?, wie geht es den lieben
Ak-
tien, diesen Sorgenkindern? bleibt der kleine zarte Euro auch
ge-
sund? Früher waren die Schätze noch gewichtig: Gold
und Silber
sicherten den Wert des Geldes. Heute braucht es keine Edelme-
talle mehr, die man in schlechten Zeiten vergraben kann. Die
Schätze stehen auf dem Papier. Sie sind aber vergänglich.
Christus ist ein unvergänglicher, lebendiger Schatz,
in ihm liegen
verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.
Mit die-
sem Kind wissen wir mehr von Güte und Menschlichkeit und
von
Gottes Plänen als alle großen Denker der ganzen Welt,
die von
Christus nichts wissen wollen. Jetzt ist das Kind geboren, für
Maria und Josef schon der größte Schatz, aber die
ganze weite
Welt weiß noch nichts von diesem Schatz.
Doch 50 Jahre später, da ist Paulus so erfüllt von
Jesus, so be-
geistert von Jesus, daß er es den Christen in Kolossä
zuruft: "In
Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und
der Er-
kenntnis." Die Kunde von Jesus hat die große weite
Welt erreicht.
Der römische Bürger Paulus, einst ein fanatischer Bibelgelehrter,
ist von der Liebe Gottes erfüllt worden, als er Jesus begegnet
ist. Nun reist er durch die ganze Welt und will es jedem sagen:
"Vergeßt doch die größten Denker und Macher.
Laßt euch nicht
faszinieren von all dem schlauen Gerede hinter dem doch nichts
steckt. Vertraut nicht den menschlichen Größen: Euer
ganzes Le-
bensglück, eure Identität, eure Herkunft, eure Heimat,
eure Zu-
kunft in alle Ewigkeit findet ihr in diesem Kinde. Er ist der
Chris-
tus, der Ersehnte, der von Gott Auserwählte, der Gott Gleiche,
der höchste Besuch hier bei uns, Gottes Antwort."
Bald nachdem das Kind geboren war, war schon hoher Besuch
gekommen. Zauberer, Magier waren gekommen, aus dem Orient.
Das geheime magische Wissen des Altertums war ihnen vertraut.
Die Bewegungen der Gestirne, die esoterischen Kräfte des
Kosmos
wußten sie zu deuten. Ihr Wissen war umfassend. Ein besonderer
Stern hatte sie aus der faszinierenden Welt ihrer Astrologie
he-
rausgeführt. Dann standen sie vor diesem Kind und all ihr
Wissen
war ihnen nur noch ein suchendes Tappen im Finstern. Aus die-
sem Kind aber strahlte das Licht und die Liebe Gottes. So unver-
hüllt hatten sie Gott noch nie erfahren. Nicht irgendeine
Kraft,
kein Energiefluß aus kosmischen Weiten, sondern ein Du,
ein Ge-
genüber, der zärtlich die Hände nach mir ausstreckt,
der mich
heimholen will zum Vater im Himmel. Dieses Kind war ihnen die
größten Schätze wert: Gold schenkten sie her,
den Inbegriff des
Reichtums, Weihrauch schenkten sie her, ihre höchste Verehrung,
ja ihr Herz selbst gaben sie ihm damit hin, und Myrrhe brachten
sie ihm, das würzige Harz, das in der ganzen Welt gehandelt
wurde, als Parfüm, als Arznei, denn er ist der Arzt der
Mensch-
heit, der innere Schönheit gibt. Die materiellen Schätze
geben sie
hin, denn sie haben nun den Schatz der Weisheit und Erkenntnis
gefunden: Jesus, der der Christus ist, der Gesalbte Gottes, der
Sohn Gottes, der das Reich des Friedens begründet durch
sein
Leben, Leiden und Sterben für alle Menschen.
Er wurde in einem kleinen Dorf geboren, das für uns völlig
unbe-
kannt geblieben wäre, hätte nicht er dort das Licht
der Welt er-
blickt. Seine Eltern waren nicht reich. Das einzige, was er besaß,
das waren wohl die Kleider auf seinem Leib. Er war gezwungen,
sich einen Esel zu leihen, als er in Jerusalem als König
des Frie-
dens einzog. Er war gezwungen, sich ein Zimmer zu leihen, um
mit seinen Jüngern das Abendmahl zu feiern. Er war gezwungen,
die Kraft eines anderen zu beanspruchen, um sein Kreuz auf die
Schädelstätte zu tragen. Bei seiner Hinrichtung erhob
sich kein
Proteststurm in der Welt. Und doch: Die Welt war danach nicht
mehr wie zuvor. Die Mächtigsten der Welt konnten seine Liebe
nicht auslöschen. Als sie ihn im Tode vernichteten, erfüllten
sie
den Plan Gottes: Ewiges Leben für alle, die glauben. Ein
Kind im
schlichten Stall und armselige Hirten in der Nacht sind weltweit
zum Inbegriff des Friedens und zu Freundenboten geworden. Sogar
das grausigste Hinrichtungsinstrument wurde zum Zeichen der Lie-
be und Vergebung, des neuen und ewigen Lebens. Das Kreuz. Der
Allerverachtetste ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. In
ihm
ist zu finden, was uns hilft, in Frieden und Würde auf dieser
Welt zusammenzuleben, in Ihm wandelt sich die drückende
Fin-
sternis auf der Erde zum strahlenden Licht der Erkenntnis Gottes.
Viele Menschen weltweit wenden sich aber in letzter Zeit dem
Is-
lam zu, weil er so logisch, so einfach und so folgerichtig denkt.
Gott ist und bleibt da ganz fern und unerkennbar und darf nicht
hinterfragt werden. Sein Wille ist absolut und eindeutig und
der
Mensch muß sich unterwerfen. So ist das aber auch in allen
Ide-
ologien. Wir aber glauben einen Gott, der aus Liebe Mensch wird,
um den Menschen auf menschlicher Ebene zu begegnen, der sie
versteht und liebt. Dieser Gott gibt uns Menschen Aufschluß
über
sich selbst aus erster Hand. Es ist ein Gott, der sich als wahrer
Mensch zeigt.
Das ist dem Koran Lästerung Gottes, die der Koran bekämpfen
will. Wir aber glauben und bekennen von diesem Jesus, der als
Mensch geboren wurde: "In Christus liegen verborgen alle
Schätze
der Weisheit und der Erkenntnis. * 9 Denn in ihm wohnt die gan-
ze Fülle der Gottheit leibhaftig 10 und an dieser Fülle
haben wir
teil, in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist."
Das ist die Umkehrung aller Maßstäbe! Diese Wahrheit
muß die
Welt umdrehen! Sie tut es bis heute. Gott ist nicht totzukriegen.
Und weil in Christus alle Weisheit und Erkenntnis verborgen liegt,
paßt er den Autoritäten und Mächten und Intelligenzen
auch nicht
in den Kram. Sie verfälschen ihn, sie schmeicheln ihm, sie
ver-
spotten ihn, sie bekämpfen ihn, sie wollen ihn totschweigen,
töten.
Doch ohne Erfolg. Seine Liebe verwandelt weiter die Welt. Was
Gott getan hat, übersteigt alle menschliche Weisheit, auch
wenn
es unsinnig erscheint. Und was bei ihm wie Schwäche ausieht,
übertrifft alle menschliche Stärke.
Karl Heinrich Waggerl erzählt von dem Räuber Horrificus,
der der
Maria begegnet, als sie ganz allein mit dem Kind unter einer
Staude sitzt. Er ist der furchtbarste Räuber in der ganzen
Wüs-
te. Siebe Dolche steckten in seinem Gürtel, jeder so scharf,
daß
er den Wind damit zerschneiden kann, an seiner Linken baumelte
der Säbel, genannt der krumme Tod und auf der Schulter trug
er
eine Keule, die war mit Skorpinschwänzen gespickt. Kommt
uns
das nicht bekannt vor? Ha, er riß das Schwert aus der Scheide,
"ich bin der Räuber Horrificus, ich habe tausend Menschen
umge-
bracht." "Gott, verzeihe dir", sagte Maria "und
sei nicht so laut,
er schläft." Und im Gebüsch kicherten die kleinen
Engel, weil kei-
ner dem Räuber glaubte! Das war dem Räuber noch nie
gesche-
hen, daß er nicht gefürchtet wurde. Und siehe da,
es tat ihm in
der Seele wohl, daß er endlich jemanden gefunden hatte,
der ihn
nicht fürchtete. So besann er sich eines anderen. Und weil
er
dem Kind nichts schenken konnte, er hatte ja nur Diebesgut,
tanzte der Räub er Horrificus vor dem Kinde, und kein lebendiges
Wesen hatte je dergleichen gesehen. Er blieb in der Wüste
und
wurde ein mächtiger Heiliger.
Und wenn einer von uns auch etwas zu verbergen hat, und sein
Herz läßt sich noch lieben, so mag er getrost sein.
Gott wird
ihm dereinst verzeihen um des Kindes willen.
In Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig
und an
dieser Fülle habt ihr teil. Sein Geheimnis ist verborgen
in der Nie-
drigkeit. Nur wer sich bückt, wer sich beugt, wer in die
Krippe
hineinsieht, der wird finden. Wer den Stolz, den Hochmut fahren
läßt, dem wird sich das Geheimnis aufschließen.
Es ist so köstlich
und tröstlich wie keine andere Erkenntnis.
"Gott wurde hineingelegt in die Armut, die Enttäuschungen
und in
den Schmerz des Menschenlebens. Er wußte: die Menschen
wer-
den ihn hereinlegen mit ihrer ständigen Gier nach Macht
und Be-
sitz, weglegen, weil uninteressant, ablegen mit dem Stempel 'erle-
digt'. Er kam dennoch. Gott ist die Quelle der Liebe, die Liebe
in
Person. Auch unsere Liebe wird immer wieder hereingelegt, aus-
genützt, mit Füßen getreten. Wer selbstlos liebt,
wird für dumm
erklärt. Die Liebe ist stärker, sie lebt dennoch. Dieses
Dennoch
ist Gottes Geheimnis." ( nach Anna Six) AMEN.
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