Geschichte der Kirchenburg Grossau

Kirchenburg Grossau
Bausteine für Führung

Eingang Garten

Grossau ist ein sächsischer Ort. Noch vor 20 Jahren weitgehend deutsch geprägt. In früheren Zeiten lebten hier ca. 5.000 Menschen, davon 3.000 Sachsen bzw. Landler (Deutsche aus Österreich ­ Un-garn). In ganz Siebenbürgen lebten ca. 300.000 Sachsen bzw. Deut-sche, 80.000 haben um 1990 Siebenbürgen verlassen. Heute noch ca. 30.000 meist alte Menschen. (Demokratisches Forum der Deutschen mit großem Erfolg).

Leben hier seit fast 900 Jahren, seit dem 12. Jahrhundert (1. Siedlerstrom unter Geza II 1141-62 früheste Version). Die Sachsen haben mit Gemeinschaftssinn, viel Mut und Kraft Schwerstes gemeistert. Der christliche Glaube hat ihnen die Kraft und die guten Grundideen gegeben. Die gewachsene deutsche Identität, die sich seit der Reformation im 16. Jahrhundert in besonderer Weise mit dem Glau-ben verbunden hat, hat bewahrend gewirkt.
Sehr fleißige, technisch und kulturell sehr interessiert und weitblickend.
Schon 1376 Erste Zunftordnung: 25 Gewerbe, 19 Zünfte ­ mehr als in europäi-schen Kernstädten.
1721: Sachsen in Großau wohnen in alten Steinhäusern. Schon sehr früh für Siebenbürgen, denn noch lange Hlozhäuser mit Strohdach. Brannte viel.
1722 bereits Grundschulpflicht für alle sächsischen Jungen und Mädchen
Oberth, der Vater der Rakete kommt aus Siebenbürgen.

Diese Kirchenburg gibt Zeugnis vom Glauben und von den großen Gefahren durch äußere Feinde (Mongolen, Dschingis Khan, Türken, Tataren, innere Machtkämpfe, und dann auch Krankheiten: Pest, Cholera).

Der Ort und sein Name

Anfänge weit zurück, aber nicht eindeutig zu klären, zuwenig Urkunden. Die Älteste urkundliche Erwähnung ist von 1223, allerdings umstritten. Lateinisch: "insulam christianum". wird Hermannsdorf (damals noch!!) erwähnt und Mi-chelsberg und ein Weg, der "ad Insulam christianum" führt. Übersetzung nicht eindeutig: Hier christeninsel (schon ein christlicher Ort vor Besiedelung durch Sachsen?) Oder wie später: Insula Christiani, einfach: Insel des Christian? Söhne eines christian, nämlich Salomo und Herbord sind 1329 urkundlich erwähnt.
Noch heute heißt der Namen auf rumänisch: Cristian.

(Exkurs: Vorgeschichte Siebenbürgens - Rumäniens


Siebenbürgen war gewesen ein Land des Durchzugs. Viele Völker haben hier kurz gelebt, Spuren hinterlassen, aber keine tiefe Prägung. Daker, Römer, sie geben die römi-sche Provinz Dakien 274 n. Chr. auf. Sie hatten Massen von Menschen ins Land gebracht, denn es gab keine Männer mehr. Wir wissen nicht, wie viele geblieben sind, doch Tatsache, die Sprache ist geblieben, rumänisch ganz eng am Lateini-schen. Von 2. Jh. bis 7. Jh. Wirren der Völkerwanderungszeit. Germanische, asiatische und slawische Stämme sind kürzer oder länger hier. Bekannt die Go-ten. Bleiben nicht. Hunnen 376. Germanische Gepiden besiegen Hunnen 455. 567 besiegen Awaren und Langobarden die Gepiden. Karl der große besiegte Awaren um 800. Dann kamen Bulgaren. Insgesamt nur 100.000 Menschen im Land. Slawen bevölkerten gewaltlos. Ungarn in ihrem Gebiet angesiedelt, erst Schrecken, dann christlich, dehnten sich aus nach Siebenbürgen wegen Boden-schätzen und als natürliches Bollwerk gegen Bedrohungen aus dem Osten.
Ungarn hatte zuwenig Volk deshalb geholt dt. Siedler! )

Pestkanzel zeigen.

Pfarrhaus alter Teil um 1500 erbaut, vorher war das Pfarrhaus ungeschützt im Süden des Ortes.
1349 Erste Pestepidemie in Siebenbürgen ("Schwarzer Tod")
1553 ­ Verwüstung der Gemeinde Grossau durch Cholera und Pest

Brunnen zeigen.

wahrscheinlich noch älterer Brunnen in der alten Kirchenburg ­ nicht bekannt

Wappen an der Kirche außen

(Während der aufkommenden Kuruzzenunruhen fand in dieser Kirche 1690 ein siebenbürgischer Landtag statt. Emmerich Thököly wurde zum Fürsten ausgeru-fen. Wahrscheinlich bezieht sich das Wappen darauf.

Kriegerdenkmal:
Namen!!! ­ alles deutsche Namen - Österreicher dabei -
Die Landler ­ Evang. Religionsvertriebene ­ 1734
Beginn der Zwangsumsiedlung von protestantischer " Landlern " nach Sie-benbürgen
1706 ­ 1755 vier Pestepedemien

Empörung in Europa darüber ­ schon Aufklärungszeit, Österreich hat im Ge-gensatz zu Deutschland die Landler nicht mit allen Rechten aufgenommen nach 1989!! Regierung wollte es nicht, die Landeshauptleute schon. Sie singen noch Gstanzln und Lieder von den Bergen und haben ihren Dialekt bewahrt.

Exkurs: Die Siebenbürger Sachsen

Wie kommen hierher Deutsche?
Das ungarische Königreich, das Stephan der Heilige (997-1038
Stephan I. der Heilige, im Jahr 1000 zum König gekrönt) gegründet und seine Nachfolger vergrößert haben, wird nach abendländisch-deutschem Vorbild auf-gebaut.
Siebenbürgen wird Ungarn im 10.-12. Jh. stufenweise eingegliedert. Aus wirt-schaftlichen und militärischen Erwägungen werden Deutsche ins Land geholt, die vor allem aus dem Rhein-Mosel-Gebiet, aber auch aus anderen Teilen des Deut-schen Reiches kamen. 1141-1162 Geysa (Geza) II., König von Ungarn. Er ruft deutsche Siedler nach Siebenbürgen (Hermannstädter Provinz)
Sie erhalten Privilegien (ius Theutonicum) und vollbringen in kurzer Zeit eine erstaunliche Aufbauleistung, machen Land urbar, beleben Bergbau und Handel, gründen Städte.
Stephan der Große bereits hatte wohl diesen Plan, denn er ermahnte in der "In-stitutio morum", einer Art Fürstenspiegel, daß einwandernde "Gäste verschiede-ne Sprachen und Sitten, verschiedene Lehren und Waffen mit sich bringen, die alle Reiche und den königlichen Hof schmücken und erhöhen, denn schwach und vergänglich ist ein Reich, in dem nur eine Sprache gesprochen wird und einerlei Recht gilt."
In der Verteidigung gegen die Mongolen und Osmanen bilden die Sachsen mit die sogenannte "Vormauer der Christenheit". Sie sind in Stühle und Distrikte organisiert und schließen sich im 15. Jh. in der Sächsischen Nationsuniversität zusammen.
Die deutschen Siedler werden anfangs als "hospites Theutonici" oder auch "hospites Flandrenses" bezeichnet, seit 1206 erstmals "Saxones", für alle deut-schen Kolonisten egal welcher Herkunft. Saones ist ein priviligierter Rechtsstatus. Persönliche Freiheit, vererbbarer Besitz, eigene Verwaltung und Gerichtsbarkeit, kirchliche Autonomie, freie Pfarrerwahl, geregelte kalkulierbare Abgaben und Pflichten.

(( 1211-1225 Der Deutsche Ritterorden errichtet im Burzenland Burgen (die erste Marienburg!) und gründet Siedlungen. Er versucht hier einen Ordensstaat zu gründen, und wird vertrieben. Der Versuch glückt dann in Preußen.))

Sehr wichtig für weitere Geschichte: die Sachsen behielten die Rechte, ja sie er-weiterten sich sogar noch vom Gebiet her: 1224 "Goldener Freibrief" der Sie-benbürger Sachsen: König Andreas II. bestätigt die Privilegien der deutschen Siedler der Hermannstädter Provinz. Das "Andreanum" wird allmählich allen freien Siebenbürger Sachsen verliehen. Wichtige Freiheiten: freies Besitz- und Erbrecht, freie Richter- und Pfarrerwahl, Zollfreiheit, eigenes deutsches Recht.

Draußen Kirchturm ansehen

Der Kirchenbau und die Festung:
Von allen Seiten weithin sichtbar: der hohe Turm 72 Meter. Kurator Mathias Kraus hat das mit dem Seil ausgemessen. Mit vier Ecktürmchen ­ das Zeichen der Blutsgerichtbarkeit. Zeigt ein bedeutender Ort. Nach Hermannstadt und Heltau (Cisnadie) wohl die größte Gemeinde

Kirche innen

Eine dreischiffige romanische Basilika wurde im 13. Jahrhundert (nach 1200) gebaut. Sie war dem Hl. Servatius geweiht.

Exkurs: Hl. Servatius:

Der Heilige soll am 13. Mai 384 als Bischof in Tongern gestorben sein. S. wird als Beisitzer des Konzils von Sardika 347 genannt und ebenso beim Konzil von Rimini als standhafter Konfessor der athanasianischen Rechtgläubigkeit. die Le-gende verschmolz diesen S. mit em des weit späteren Bischofs "Aravatius" von Tongern-Maastricht; dieser soll nach Gregor von Tours um die Zeit des großen Hunneneinfalls eine Pilgerfahrt nach Rom gemacht und am Grabe Petri um Ab-wendung dieser Gefahr (freilich vergeblich!) gebetet haben und heimgekehrt um 450 gestorben sein. Die legendären Gesta Servatii entstanden nach 1087 (im folgenden Jahrhundert deutsch bearbeitet). Wegen seines Gedächtnistages am 13. Mai zählt er mit Pankraz und Bonifaz zu den "Eisheiligen".

Kirchen Innenausstattung:
3-schiffige spätgotische Hallenkirche aus Vorgängerbau:
Sicher war die Kirche zu klein, deshalb wurde sie von 1472 ­ 1498 zu einer spätgotischen wiederum 3-schiffigen Hallenkirche erweitert. 320 Quadratmeter und Empore. Chor: 130 m2. Baumeister ist Andreas Lapicida aus Hermannstadt.

Kirche wird ab ca. 1550 lutherisch. Keine drei Altäre mehr, ehemals Sakra-mentshäuschen. Heiligenfiguren.

1547
"Kirchenordnung aller Deutschen in Sybembürgen". Unter maßgeblicher Beteili-gung des Kronstädters Johannes Honterus treten die Siebenbürger Sachsen zum Luthertum über.
Katholischer Glaube war hier wie überall: Orden, Walfahrten, Heilige, allerdings keine Mißbräuche der Hierarchie, hatten ja Selbstbestimmungsrecht, also alles gesünder. Reformation dennoch angenommen. In moderater Form. Schwäche erkannt: zerspraltung, der nicht nachgegeben. Geordneter Übergang. Reformati-on stärkte Selbstbestimmungsrecht. Mönchen durften bleiben. Im Prinzip Religi-onsfreiheit für Kath. Calvin. Lutheraner, Orthodoxe geduldet. Keine religions-kriege!!!

1557
Religiöse Toleranz vom Landtag beschlossen

1572
Kirchensynode der Sachsen nimmt das "Augsburger Bekenntnis" an. "Eigen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen". Das Gesetzbuch bleibt bis 1853 in Kraft.
Innenausstattung nicht mehr original, sicher auch zerstört. Die Kultur verzeichnet trotz schwieriger Zeiten einen Höhenflug. Humanismus, Renaissance, Barock sind durch wichtige eigenständige Leistungen vertreten. so ist hier die Innenaus-stattung der lutherischen Kirche erstaunlicherweise Barock bis Spätbarock.

Barockaltar (Bilder und Inschriften ­ keine Heiligen ­ selber zum Chef, keine Zwiesprache, alles Gnade),

Barockorgel ­ sehr schöner Prospekt (Spätbarock mit frühbarocken Klang ­ Werkstätte Hahn 17.., sehr gutes Instrument, Russen haben Pfeifen genommen, hat nicht mehr allen Klang.

Barockkanzel ­ Predigt wichtig und Wort Gottes ­ Luther übersetzte Bibel und alle sollen lesen und glauben.

Taufstein ist auch Lesepult

viele Sprüche

Gestühl und Bilder:

Kirche hinten:

Teile der ursprünglichen romanischen Basilika des 12. / 13. Jh. sind noch erhal-ten:
Der untere Teil des Glockenturmes und der Rest von zwei Seitenschiffen neben dem Turm (( und ein Pfeileraufsatz im Kircheninnern. ))

Gang in den Keller

Gang zu Wehrturm hinten und bis hinauf

Exkurs: Die Kirchenburg

Wehrkirchen oder Kirchenburgen (synonym) gibt es in vielen Teilen Europas. Die große Häufung und die sehr gute Erhaltung der Kirchenburgen in Sieben-bürgen sind einzigartig. Die Siebenbürger selbst sind sich dieses Schatzes erst nach dem 1. Weltkrieg richtig bewußt geworden.
Die ersten Steinkirchen der Siedler waren mit einem wehrhaften Turm versehen und zunächst von Holzzäunen und Erdwällen umgeben. 1291 bereits schreibt König Andreas II, daß die Sachsen ihre Kirchen befestigen.
Glockenturm oft zugleich Wehrturm. So in Grossau.
Dieses war sehr notwenig, denn schon bald nach Besiedelung:

1241-1242 Mongolensturm. Zahlreiche Ortschaften vernichtet. (Dschingis Khan), dann

Nach 1420 suchen immer mehr Türkeneinfälle die Bevölkerung heim. 1395 Erster Türkeneinfall in Siebenbürgen

1420-1421 Verheerender Türkeneinfall. Räte von Kronstadt werden verschleppt.
1438 Türkeneinfall. Zerstörung von Mühlbach, der spätere Verfasser des "Tür-kenbüchleins" (1481) wird verschleppt. (wie Großau Ausräucherung)
1479 Sieg der siebenbürgischen Völker (sächsisches Aufgebot unter Georg Hecht) über die Türken auf dem Brodfeld
1526 Schlacht bei Mohacs. Vernichtung des Ungarischen Heeres durch die Tür-ken. Das Königreich beginnt zu zerfallen

Die Befestigung der Gotteshäuser wird verstärkt, wahre Festen werden erbaut.

Dann herrschen die Türken:
1541: Eroberung von Ofen durch die Türken. Zentralungarn wird türkische Provinz, Westungarn fällt an die Habsburger.
Siebenbürgen wurde 1542 ein tributpflichtiges Fürstentum des osmanischen Reiches. Es war aber autonom. Strategie der Türken: Die Türken erschienen nur, wenn ihre Herrschaft in Gefahr war, oder wenn sie von kriegsführenden Parteien zu Hilfe gerufen wurden. Die drei ständischen Nationen (Adel, Szekler, Sachsen) spielen die entscheidende Rolle: Sie wählen den Fürsten, sind im fürstlichen Rat vertreten, beschließen im Landtag die Gesetzte.
Deshalb besonders gefährliche Zeit: Eine Zeit der vielen Machtkämpfe und Bür-gerkriege. Wirtschaftlich erlebt das Land einen Niedergang.
1687 Nach der Befreiung Ofens von den Türken erobern die Habsburger Sie-benbürgen. Damit wird das Land einer neuen, abendländisch orientierten Groß-macht angegliedert und blüht allmählich wieder auf.
Auch nach dem Ende der Türkengefahr wurde der Ausbau der Kirchenfestun-gen fortgesetzt.
Bis zu Anfang des 18. Jahrunderts (nach 1700) diensten sie als Schutz- und Trutzburgen.
Dann nicht mehr als Festungen nötig, doch auch weiterer Bau, wohl nicht mehr bevorzugt zu Wehrzwecken. Abgeschlossenheit bewahrt, so ist ja auch jedes Haus angelegt. Verschlossenes Tor zur Straße hin.

Meiste Kirchenburgen haben also erst im 16. Jh (1500 ­ 1600) eine komplexe Ausstattung erhalten:
Bau von Wehrgeschossen über der Kirche ­ Grossau nicht, aber Wehrge-schosse hatte wohl der Speckturm
Wehrtürme - neue, gegen Feuerwaffen gerüstete Wehrtürme mit abgerunde-ten äußeren Mauern, oder mit Pultdächern, Erhöhung und Ummantelung äl-terer Türme (so in Grossau nicht),
doch um 1580: Großer achteckiger Turm wird gebaut oder ausgebaut. Ist zuletzt wohl als Vorratsturm, als Speckturm genutzt worden. Darin wird der Speck für Kriegszeiten oder auch einfach auf Vorrat aufbewahrt. Burgen wa-ren nicht nur in Kriegszeiten genutzt ­ auch in Friedenszeiten und bis heute.
Die Grundmauern sind älter, der Turm ungewöhnlich groß. Womöglich stand hier eine Kapelle?
Tor durch Vorbau sichern, auch hier in Grossau. 1731 25. April, Aufschrift mit christuskopf (?) an außenmauer, wohl in diesen zustand gebracht. Weitere Inschrift von 1772 10. Mai im Osten, genannt Thomas Zeck und Michael Fleischer. Um 1750: Neuer befestigter Toreingang mit Vorbau und Burg-wächterwohnung errichtet. Ursprüngliches Tor und Zufahrtsturm stand im Westen, zugemauertes Tor noch in Ringmauer zu sehen.
Aufziehen 2, oder 3. Wehrmauer (in Grossau 2. Wehrmauer), Um 1500 eine doppelte Wehrmauer. Grundriß hat 5 Ecken, an jeder ein Verteidigungsturm, fast alle erhalten. Insgesamt 6 Türme und 2 Zwinger. Um 1550 wird das Pfarrhaus in die Verteidigungsanlage integriert. Dazu Erweiterung um zwei weitere Höfe. Alter Teil Pfarrhaus mit kleinem Innengarten und großer Teil mit Landwirtschaft. Vorher war Pfarrhaus im Süden des Ortes, heißt heute noch Pfarrgarten, Haus stand da noch bis vor Jahrzehnten.
Anlage von Wassergräben um den äußeren Ring. (auch in Großau noch Reste zu sehen)
Kammern in innerer Ringmauer, Vorräte dort schon zu Friedenszeiten gela-gert Brunnen (Auch Grossau). In jedem Kirchhof oder sogar in der Kirche befand sich ein Brunnen.(auch Grossau)

Summa: Die Burgen sind also Ergebnis einer bautechnischen Entwicklung von 300 bis 400 Jahren. Wehrhaftigkeit teils mehr auf befestigtes Gotteshaus, teils mehr auf die Ringmauern verlagert. Hier in Grossau mehr die Ringmau-ern und wohl der Speckturm, als letzte Zuflucht dann der Glockenturm mit doppeltem Mauerwerk.

Das Besondere an den Kirchenburgen:
Freie Bürger schützen sich. Sonst sind die Adeligen geschützt in ihren Festungen - die Großen und das Volk ist wehrlos ausgeliefert. Hier ist das anders, Die Men-schen sind freie Bürger. Was nehmen sie als Burg? die Kirche.
Bibelworte mögen sie geleitet haben, wenn es heißt:

Spr 18,10
Der Name des HERRN ist eine feste Burg; der Gerechte läuft dorthin und wird beschirmt.


Die Bedrohungen: Kriege, Unsicherheiten und Seuchen

Türken:
1493 verbrennen die Türken Großau
Pfarrer Dr. Blasius schreibt: "Die Türken unter der Führung von Ali Beg sind in den Hermannstädter Stuhl eingebrochen. Sie haben viele ver-schleppt. Es ist ihnen sodann aber nicht gut bekommen." (Sächsisches Aufgebot unter Georg Hecht hat sie am Roten-Turm Paß vernichtend ge-schlagen.
Walachen (Rumänen):
1529 Muntenische Heerhaufen des Bojaren Dragan belagerten erst Her-mannstadt und verbrennen dann Großau. (Burg erobert?)
1599 Michel Wlad (muntenischer Fürst Michael der Tapfere, angeblich Einiger Rumäniens) hatte gesiegt (wo?) und die siebenbürgischen Wala-chen rotteten sich zusammen und ermordeten Edelleute und Herren. In Grossau traf es den Pfarrer Mathias Heintzius. (Hentius): Die
Walachen haben dem Pfarrer .. einen langen Bohrer durch den Rücken hindurch gezwungen, einen Strick daran gemacht und ihn also in der Sakristei aufgehenkt.
1631 Grossau abgebrannt (durch wen?)
Tataren:
1658 Erstürmung der Burg durch vorbeiziehende Tataren (ein Türken-heer), die Hermannstadt vergeblich belagerten. Grossau, Großpold, Reus-markt, verbrannt, Leute, deren sie habhaft werden konnten, haben sie nie-dergehauen oder verschleppt, Mädchen von 8 oder 9 Jahren vergewaltigt, manches starb.
Grossau wer beinahe verschont geblieben. Pfarrer Johann Oltard gab ei-nem rumänischen Bojaren 60 Taler und er bewegte die Tataren zum Vor-beiziehen an der Kirchenburg. Da schießt ein betrunkener Grossauer den Abziehenden nach und tötet gerade diesen Bojaren. Die Tataren erstürmen nun die Burg. Den Turm können sie nicht erobern. Alter Trick: sie zünden Holz und Stroh rings um den Turm an und ersticken die Verteidiger. Die Überlebenden kommen nach drei Zagen zurück und begraben die Toten.

Neuere Geschichte:

01.12.1918
Die Rumänen Siebenbürgens erklären in Karlsburg den Anschluss an das König-reich Rumänien und sichern den Minderheiten Rechte zu

1919 Die Sachsen erklären in Mediasch ihren Anschluss an Rumänien
werden aber enttäuscht. Die zugesagten Minderheitenrechte werden kaum ver-wirklicht, die Agrarreform schmälert ihren Besitz. Sie geraten in den Sog na-tionalsozialistischer Volkstumspolitik.

1941-1944
Rumänien nimmt als Verbündeter Deutschlands am Weltkrieg teil

1943
Abkommen zwischen Deutschland und Rumänien: Wehrpflicht der Rumänien-deutschen in der Waffen-SS Ein Abkommen zwischen Hitler und dem rumäni-schen Diktator Antonescu sieht die Einberufung der Rumäniendeutschen in die Waffen-SS vor.

23.08.1944
Rumänien kapituliert und verbündet sich mit der Sowjetunion. Soldaten gehen auseinander. Evakuierung der Sachsen Nord- und, teilweise Mittelsiebenbürgens. In Südsiebenbürgen werden viele interniert.

ab 11.01.1945
Deportation der arbeitsfähigen Männer und Frauen zur "Wiederaufbauarbeit" in die Sowjetunion

23.03.1945
Enteignung der deutschen Bauern in Rumänien

1947 König Michael I. muss abdanken. Ausrufung der Volksrepublik.
Unter sowjetischer Regie wird Rumänien seit 1945 im kommunistischen Sinne umgestaltet. Die Wirtschaftlichen Existenzgrundlagen der Siebenbürger Sachsen werden vernichtet. Zudem werden sie als Deutsche verfolgt: Enteignung auch der Höfe und Wohnhäuser, Aberkennung der bürgerlichen Rechte. Allmählich jedoch lockerten sich die Maßnahmen und 1956 wird den Deutschen der Min-derheitenstatus zuerkannt und ein Teil des Besitzes zurückgegeben. Zur glei-chen Zeit beginnt die Zusammenführung der auseinandergerissenen Familien. Die kommunistische Diktatur entfremdet die Siebenbürger Sachsen noch mehr vom rumänischen Staat. Der Wunsch nach Aussiedlung wächst. Sobald es möglich wird, verlassen immer mehr Rumäniendeutsche ihre Heimat. Sie finden Zuflucht in Deutschland und Geborgenheit in den hier entstandenen Heimatver-bänden.

1991
Vom 21. Dezember 1989 bis Oktober 1991 kommen nahezu 80000 siebenbürgisch-sächsische Aussiedler in die Bundesrepublik Deutschland.

Nikodemuskirche München-Schwabing (Alte Heide)

Für den Inhalt verantwortlich: Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Nikodemuskirche, Rheinlandstraße 4, D-80805 München, Pfarrer Manfred Staude

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Letzte Änderung: 217.10.2004