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Bericht von Sigrun Hilbig, 28. Juni 2004

Manchmal lohnt es sich eine Hundeausstellung zu besuchen ;-) Auf der Cacip in Gießen hatte der Verein „ Leben mit Tieren e.V.“ einen Stand. Zu diesem Verein gehören 2 Hunde aus dem Tierschutz, die zudem noch zu den Gelisteten Rassen gehören.Beide Hunde sind bzw. werden zu Therapiehunden ausgebildet. Auf der Seite www.lebenmittieren.de kann man einiges zur Tätigkeit der Hunde und Menschen erfahren.Jetzt aber zu Angie und Mika

Angies Frauchen erzählt:

Mika (Tricolor) und Angie (Die Helle)

Ich habe Mika Ende letzten Jahres aus einem "Listenhunde"-Tierheim (www.hilfefuerverwaistehunde.de ) geholt, um ihm ein bisschen Anstand, Mut, Selbstbewusstsein und Erziehung zu geben. Ich dachte, bei so einem armen Kerl (3 Jahre Tierheim!) brauche ich mindestes ein halbes Jahr. Pustekuchen. Am zweiten Tag ging er bei Fuß ohne Leine neben Angie und mir durch die Stadt, am Ende der ersten Woche kannte er jedes gängige Kommando aus dem ff. In der zweiten oder dritten Woche habe ich ihn mit ins Altenheim genommen - mit Erfolg auf beiden Seiten. Mika zeigte, dass ihm das irre gut gefällt, und die Alten waren von dem netten Kerl begeistert. Bei allem, was er gelernt hat, war Angie natürlich beteiligt. Sie hat ja vorgemacht, wie's geht, und hat durchaus mal gestraft, wenn er zuhause etwas gemacht hat, was nicht erlaubt ist. Z. B. Toben in der Wohnung oder Bellen.

Seinen Wesenstest hat er kurz drauf gemacht und im März irgendwann den Therapiehundetest.

Ich habe geheult, als er mit Susanne gen Paderborn entschwand. Aber Du hast ja gesehen, wir sind Freundinnen geworden, so wie Angie und Mika ein eingeschworenes Team, und wir sehen und sprechen uns häufig.

Dann will ich sie mal erzählen, die Liebesgeschichte von Angie und mir:

Angie hat am Sonntagnachmittag den 3. im Mischlingswettbewerb gewonnen. Leider kann sie mit dem hässlichen Pokal nichts anfangen, er schmeckt nicht, ist schlecht zu kauen, auch zum Werfen und Apportieren eignet er sich nicht. Was die Menschen an so einem Ding wohl finden ;-) Mit allerlei Getier bin ich aufgewachsen. Einen Hund gab es immer in unserer Familie, meist waren es Dackel oder Dackelbracken. Daneben mal Eichhörnchen oder Feldhasen, eine Elster, ein Kaninchen – alles Viechzeug, was bei uns aufgezogen wurde, weil deren Mutter tot war bzw. keine Eltern sich kümmerten oder – wie im Falle eines Igels – das Tier schwer verletzt war. Als Studentin hatte ich zunächst einen lustigen Kater namens Mao und dann Karlchen, einen rostroten Dackel-Beagle-Mix aus den Versuchlaboratorien der Behring-Werke. Ein toller Kerl. Frech, verschmust und verfressen, mit jedem Mensch und Tier verträglich.Dann kamen einige Jahre ohne Tiere, ich zog viel um, reiste und lebte im Ausland.Als meine Söhne 1 und 2 Jahre alt waren, „fand“ ich in einem Tankstellenkiosk Zipfel. Wieder ein Dackel-Beagle-Mix, diesmal weiblich und saufarben. Zipfel lebte bei uns 18 Jahre. Zu der Zeit, als sie starb, war ich ganztägig berufstätig, die beiden Söhne durch Schule und Sport viel unterwegs und uns war eigentlich klar, dass für einen neuen Hund keine Zeit mehr war. Zipfel war im Alter natürlich ruhiger geworden, hatte viel geschlafen und nicht mehr so viel Auslauf benötigt wie als junger Hund und meine Berufstätigkeit hat sie freundlich hingenommen. Doch ein neuer Hund? Ein junger Hund benötigt viel Aufmerksamkeit, Erziehung und Bewegung, ein Hund aus zweiter Hand hat eine Geschichte, die u. U. ebenso viel Aufmerksamkeit erfordert. Also holten wir eine Katze aus dem Tierheim, eine Freigängerin. Katzen sind i. d. R. eigenständig und benötigen den Menschen nicht so sehr wie ein Hund. Aber nach einem halben Jahr Hundabstinenz merkte ich, wie sehr mir die Spaziergänge bei Wind und Wetter fehlten, und ich beschloss, mir im Tierheim einen Patenhund zu suchen, den ich möglichst täglich ausführen wollte. Gedacht, getan. 3 Hunde fand ich sympathisch. Nr. 1 sollte noch an diesem Tag vermittelt werden, Nr. 2 war gerade frisch kastriert und durfte noch keine längeren Spaziergänge machen, so nahm ich dann die 3. Wahl zum Spaziergang mit. Und das war Angie. Und es war ein Donnerstag. Am Samstag war die ganze Familie beim Spaziergang dabei und um 12 Uhr hatten wir wieder einen Hund. Zuhause hing ein ausgetüftelter Plan, wer wann mit dem Hund Gassi geht. Und er wurde auch prima eingehalten.

Angie war zu dem Zeitpunkt 20 Monate alt und mit Welpen nach einer Zwangsräumung im Tierheim gelandet. Ich habe sie gleich in unseren ersten gemeinsamen Tagen kastrieren lassen. Für ihre Eingewöhnung und erste Erziehung hatte ich mir 2 Wochen Urlaub genommen. Sie war das Leben im Haus nicht gewohnt und noch nicht stubenrein, sprang selbstverständlich überall rauf, klaute, zerkaute und strapazierte dadurch unsere Nerven. Aber sie war auf der anderen Seite irrsinnig lieb, verschmust, sanft, anhänglich und immer gut gelaunt, im Gelände auch heute noch eine Rakete. Mit der Katze Cleo hat sie sich sehr schnell angefreundet und es gab jedes Mal ein großes Hallo, wenn die Katze ihr eine lebendige Maus mitbrachte. Zu dritt sind wir dann hinter dem armen Mäuschen hergerannt, ich wollte sie retten, Angie mit ihr spielen und Cleo hatte natürlich nur Grausames im Sinn.

Sehr bald haben wir das Training zur Begleithundeprüfung aufgenommen und die Prüfung bestens bestanden. Die Freude, mit der Angie lernte, ihr in albernes Hampeln ausufernder Stolz, wenn sie etwas neu gelernt und gut ausgeführt hatte, zeigte mir, dass sie eine Aufgabe brauchte. Nur Familienmitglied zu sein war es nicht. Mehr durch Zufall erfuhr ich von dem Verein "Leben mit Tieren e.V.", und so kam es, dass Angie jetzt geprüfter Therapiehund ist. Man muss einmal gesehen haben, mit welcher Begeisterung sie bei ihrer „Arbeit“ ist. Sie hat mich angesteckt und wir sind jede Woche einige Stunden in Pflegeeinrichtungen im Einsatz.