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"Einmal Norwegen, immer Norwegen" hatten wir schon oft gehört. Und
im Prinzip ist dieses Land so groß, dass man mehr als einen Urlaub
braucht, um die meisten Sehenswürdigkeiten zumindest zu streifen.
Deshalb heuer, 2012, noch einmal auf einer anderen Route und ziemlich
weit nach Norden. Unser Endziel sollte nicht das Nordkap sein, sondern die
Lofoten.
Verwöhnt vom Wetter im Jahr 2010 wollte ich früher aufbrechen, um gegen
Ende der Reise nicht in die Hauptferien der Norweger zu kommen. Leider
hat uns dabei das Wetter einen dicken Strich durch die leichtsinnige
Planung gemacht. Beim letzten Mal hatten wir drei Tage Regenwetter, den
Rest Sonnenschein und angenehme Temperaturen, diesesmal war's genau
umgekehrt, drei Tage Schönwetter und angenehme Temperaturen, der Rest
gefühlter Winter mit Schnee, Regen, Mischformen aller Art, trübes,
diesiges, wechselhaftes Wetter, eigentlich so, wie man sich das Wetter
im Norden vorstellt. Uns hat's nicht gefallen! Wir hätten gerne ein
paar Grad mehr gehabt. Ich weiß, ich bin selbst schuld, warum schon
Ende Mai losgefahren? Und mir hatte auch keiner gesagt, dass z.B. in Norwegen
sämtliche Museen erst zur Sommersonnenwende, also Ende Juni, das erste
Mal aufmachen, erst Mitte Juli sind dann die meisten
geöffnet. Wir sind am Sonntag, den 27. Mai von Nürnberg gestartet. Da sich die Anreise nach Norwegen speziell für Gespannfahrer ganz schön zieht hatten wir genauso wie 2010 insgesamt 3 Tage Anfahrt eingeplant. Der erste Halt sollte an einem Campingplatz sein, den wir beim letzten Mal verpasst hatten, unser Navi hatte uns auf der Autobahn zum Halt aufgefordert: "Sie haben Ihren Zielort erreicht!" Und wir konnten den Campingplatz hinter einem Erdwall und einem Zaun auch sehen, aber mussten dann doch weiterfahren. Diesesmal mit anderem Navi wurden wir zielsicher zum CP Birkensee bei Hannover geleitet. CP Birkensee Großer Vorteil: Der Platz ist Mitglied bei ACSI, damit kostet die Übernachtung mit zwei Personen, Caravan und Strom 16 €. Unser Eindruck: Für dieses Geld und eine Nacht ok. Länger würden wir hier nicht stehen wollen. Viele Dauercamper, Sanitär ist ausreichend, Stellplatz in Ordnung, Gastronomie am Platz empfehlenswert - zumindest die Currywurst samt Pommes frites waren gut. Nach dem Abendessen ein kleiner Spaziergang um den Birkensee war auch in Ordnung, wir staunten wieder einmal, was sich die Dauercamper alles in die Vorgärten stellten. Montag, den 28.Mai ging es weiter nach Kolding, den Campingplatz kannten wir schon, wir hatten hier auch 2010 übernachtet. Ruhige Fahrt, alles Autobahn, auch durch Hamburg und den Elbtunnel freie Fahrt. Wie schon einmal staunten wir, wie schnell der dichte Verkehr nachlässt, sobald man die Grenze nach Dänemark überquert. Am frühen Nachmittag angekommen, schnell aufgebaut und ab in die Dusche. Insgesamt ein typischer Durchgangsplatz,auch einige Hütten waren schon - offensichtlich von Handwerkern - belegt. CP Kolding Dienstag, den 29. Mai Weiterfahrt nach Hirtshals. Kurze Etappe, knapp 300 km. Wieder fast alles Autobahn, wenig Verkehr. Es kommen auf der Gegenfahrbahn viele Gespanne und Wohnmobile vorbei, wobei uns auffiel, dass etliche mit offener Dachluke unterwegs sind. Komisch - im Wohnmobil müsste man das doch hören. Am frühen Nachmittag am CP Hirtshals, bekommen Platz direkt in der vordersten Reihe. Vor uns Richtung Norwegen nur noch der Strand und das Meer. Nach dem Aufstellen kurzer Spaziergang zum Leuchtturm. Und da können wir auch hinaufklettern, eine tolle Aussicht von oben über den Campingplatz und die Stadt mit Fährhafen. CP Hirtshals Mittwoch, den 30. Mai geht unsere Fähre erst gegen Mittag, wir sollen zwei Stunden vorher da sein, fahren also direkt nach dem Frühstück relativ entspannt zum Fährhafen, dieses Jahr zu Color Line. Der Weg ist großflächig ausgeschildert, man kann sich bestimmt nicht verfahren. Nach der Anmeldung und Übergabe der Papiere wird uns eine Spur zugewiesen, in der nur Gespanne stehen. Wir haben noch einige Stunden Zeit bis zur Abfahrt. Die Fähre ist auch noch nicht da, wir werden also das Einlaufen erleben. Bin mal gespannt, wie es dieses Jahr ist, letztes Jahr mit Fjord Line mussten wir im Bauch der Fähre wenden, das sollte heuer nicht nötig sein, unsere Fähre soll eine RoRoFähre sein - also vorne rein und hinten raus oder umgekehrt. Als die Fähre dann anlegt, sehe ich erst, was das für ein Gigant ist! Doppelstöckig werden die Fahrzeuge ausgeladen, unten Lkw und Gespanne, Wohnmobile etc. und in der ersten Etage die Pkw. Ich staune, wie schnell die Fähre sich leert, die Lkw brausen mit Vollgas aus der Luke, die Pkw nicht weniger schnell von oben über eine Rampe nach unten. Schnell sause ich zurück zum Gespann, weil ich denke, es geht gleich los, aber dann dauert es doch noch eine gute halbe Stunde, bis wir einfahren können. Wir steigen aufs Oberdeck, um das Ablegen zu beobachten, ist schon spektakulär, wie dieses Schiff noch im Hafenbecken dreht und dann an einem Schwesterschiff vorbei nach draußen Richtung Norden fährt. Wir sind dieses Jahr deutlich langsamer unterwegs als letztes Jahr mit der Expressfähre von Fjordline, allerdings auch nicht viel billiger, ich habe als Frühbucher für unser 11 Meter langes Gespann und zwei Personen 117 € bezahlt - nur die einfache Fahrt, wir wollen diesmal am Heimweg über die Oeresund- und Beltbrücke fahren. Am späten Nachmittag legt die Colorline in Kristiansand an, wir haben jetzt noch etwa 70 km vor uns zum Campingplatz Neset am Byglandsfjord. Es regnet und ist ziemlich kühl.
Donnerstag, den 31. Mai - hier bleiben wir zwei Tage, wir wollen uns das Setestal etwas näher anschauen. Das Wetter hat sich wieder gebessert, das Regengebiet ist vorübergezogen, es scheint wieder die Sonne. Wir machen eine kleine Bergtour auf einen Aussichtsberg. Am Parkplatz vor dem "Evje og Hornnes Geomuseum" (natürlich geschlossen) starten wir unsere Wanderung - gut ausgeschildert - auf den Hausberg von Evje, den Fennefossfjellet. Laut Beschreibung ein Weg von einer Stunde. Wir brauchten - obwohl wir flotte Wanderer sind - fast drei Stunden bis oben. Die Aussicht war nicht sehr spektakulär, die Bergkuppe ist noch bewaldet, man schaut hinunter ins Tal von Evje, steht neben einem Gerüst, das im Winter vermutlich einen beleuchteten Weihnachtsbaum darstellt. Auf dem Rückweg trafen wir ein junges Paar, das mit zwei Kleinkindern noch rasch eine Wanderung vor der Fähre in Kristiansand machen wollten. Nachdem wir geschildert hatten, wie lange es noch bis zum Gipfel ist, hatten sie schnell eingesehen, dass es mit der Zeit knapp wird und drehten um. Sie waren mit einem Wohnmobil seit 2 Wochen unterwegs und auf dem Heimweg. Übrigens war das Museum bei unserer Rückkehr geöffnet, eine Schulklasse war mit Fahrrädern da, ich konnte einen kurzen Blick hineinwerfen, es war so ähnlich wie die Häuser im Freilandmuseum Maihaugen bei Lillehammer, deshalb habe ich nicht versucht, mehr zu sehen. CP Neset: Typischer Feriencampingplatz in landschaftlich sehr schöner Lage. Vor allem direkt am Fjord stand man sehr schön - aber auch ziemlich schief. Wir standen auf der Wiese, schön gerade, aber halt langweilig. Sanitär in Ordnung, der Chef spricht akzentlos deutsch. Kleiner Laden und Gastronomie vorhanden. Was uns aber sehr erstaunt hat: Hier mussten wir für das Warmwasser zum Spülen 5 Kronen in einen Automaten werfen. Für die Duschen ist das ja ok, aber fürs Abspülen? Sehr komisch! Wir fanden dann einen Sanitärraum bei Hütten im nördlichen Platzteil. Dort konnte man ohne Kronen spülen. Freitag, den 1. Juni geht es nur ein paar Kilometer nach Norden zum Campingplatz Flateland. Wir stellen den Wohnwagen ab - kein Mensch da, die Rezeption ist erst am Abend ab 19 Uhr besetzt. CP Flateland Typischer kleiner Durchgangsplatz, sehr günstig, wegen Rabatt als ADAC-Mitglied. Sanitär primitiv, aber ok, ziemlich viele Hütten am Platz. Im Internet denkt man auf der Seite des CP, dieser läge am See, das stimmt allerdings nicht, der See ist ein Stück weit weg. Direkt hinter dem Sanitärgebäude fließt ein kleiner Fluss vorbei. Heute nachmittag fahren wir mit dem Pkw ohne Hänger über das Fjell nach Lysebottn, dem Ende des Lysefjords. Unsere Freunde hatten uns von einer Fahrt vorgeschwärmt, bei der sie in Stavanger mit ihrem Wohnmobil auf eine Fähre fuhren, durch den Lysefjord, am Preikestolen vorbei bis Lysebottn schipperten und dort eine steile Serpentinenauffahrt bis nach oben fuhren. Sie übernachteten auf dem Fjell und fuhren am nächsten Morgen zurück nach Stavanger. Das konnten und wollten wir uns mit dem Hänger nicht antun, aber übers Fjell, runter nach Lysebottn und zurück - das wär doch was! Und so fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein, aber ziemlich kühlen Temperaturen erst mal ein Stück wieder nach Süden, bis die Straße hinauf ins Gebirge abbog. Und dann fahren wir direkt hinein - in die Winterwunderwelt! Die schmale Straße schlängelt sich über Kilometer über das Fjell, vorbei an Schneewächten, die höher sind als unser Auto. Ich denke mal, dass die Straße erst ein paar Tage vorher freigeräumt wurde, denn die Schnittkanten der Wächten waren sehr klar zu sehen, kein bisschen abgeschmolzen oder vom Wind verweht. Wir kommen an etlichen Hütten vorbei, die - für uns - ziemlich unmotiviert in der Landschaft herumstehen. Wenn sie an einem See standen - na gut, das sieht man noch ein, aber so? Einfach auf einem Felsbrocken im Nirgendwo? Allerdings - spektakulär sah es schon aus. Nach einer guten Stunde Kurverei kommen wir an die Kante oberhalb von Lyssebottn, dort steht ein Gasthaus mit einem grandiosen Blick ins Tal. Man meint, dass man von der Terrasse aus einen Stein bis hinunter in den Fjord schleudern kann. Leider kommt das auf den Fotos nicht so richtig heraus. Und dann geht es abwärts - ca. 500 Höhenmeter an einer extrem steilen Wand in mindestens 20 Haarnadelkurven, sodass sogar unser Navi ins Straucheln kommt und uns mal weiter oben oder weiter unten ortet - und jedesmal zum Wenden auffordert. Endlich unten finden wir nach längerer Suche einen Parkplatz direkt am Kai, nebenan stehen einige Fahrzeuge, die mit der Fähre nach Stavanger wollen. Aber das dauert offensichtlich noch ein paar Stunden. Wir machen eine kurze Pause mit mitgebrachten Kaffee und Gebäck - Gastronomie hier im Ort Fehlanzeige - und fahren dann wieder zurück. Der Ort selbst scheint nur zu existieren, weil in dem Tal oberhalb des Fjords ein großes Wasserkraftwerk gebaut wurde. Lustig: Wir gurken bestimmt eine halbe Stunde hinter einer ganzen Kolonne Oldtimer her, häufig offenen Kabrios mit dick eingemummelten Fahrern. Und als wir von oben ins Setestal hinunterfahren, braust vor uns ein Mountainbiker mit Rucksack am Buckel mit annähernd 60 Stundenkilometern bergab. Weiter zu Norwegen 2012 Teil 2 zurück zu Wohnwagen |