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Samstag, den 2. Juni: Heute haben wir uns eine längere Etappe vorgenommen. Im Setestal fahren wir weiter nördlich, kommen an (natürlich) geschlossenen Silberwerkstätten vorbei, immer weiter nach oben, teilweise wieder mächtige Schneewehen an den Straßenrändern. Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Bei Haukeligrend geht es hinunter ins Tal, wir treffen auf die E134, die von Kongsberg nach Haugesund führt. Wir sind jetzt am südlichen Rand des Nationalparks Hardangervidda. In einem engen Tal geht es nordwärts, kurz vor Odda sehen wir auf der rechten Seite den Doppelwasserfall Lattefossn. Beeindruckend, welche Wassermassen das ganze Tal einnebeln. Unser nächstes Ziel ist ein Campingplatz an einem Seitenarm des Hardangerfjordes - von hier kommen die Äpfel in Norwegen!  
NAF-Camping Lofthus Schöner, ansprechender Platz direkt in einem Kirschgarten. Wir stehen etwas am Rand, ebener Grund, schöner, fester Rasen unter uns. Die Sanitärgebäude sind relativ modern und sauber, die landschaftliche Lage am Rand des Sorfjorden sehr schön. Direkt am Rand des Platzes sind Hütten, die natürlich die schönste Aussicht haben. Aber auch ein paar Leute mit Zelt stehen spektakulär ausf einer Wiese mit direktem Blick zum Fjord. Wir sind etwa 200 Höhenmeter über dem Fjord, die Aussicht ist entsprechend. Nur froh sind wir, dass uns auf den letzten Metern der Straße zum Platz keiner entgegen kam. Rückwärtsfahren mit Gespann ist ein Graus! Hier bleiben wir zwei Tage.

Sonntag, den 3. Juni machen wir eine kleine Wanderung am Berghang hinter dem Campingplatz. Ein Ehepaar kam am Samstagabend mit Hund in Wanderkluft zum Wohnmobil zurück. Da es Deutsche waren, fragte ich, wo sie denn hingewandert wären. Sie zeigten mir auf der Karte, dass sie bis ganz nach oben, neben einem spektakulären Wasserfall bis zum Beginn des Hardangervidda aufgestiegen waren. Von dort aus hätten sie in mehreren Tagesetappen  den Nationalpark durchqueren können.  Sie waren den ganzen Tag unterwegs, der Hund war so müde, dass er sich auf der Stelle hinlegte, nicht einmal mehr fressen wollte. Daraufhin beschlossen wir, nur die halbe Strecke zu machen. Wir kamen bis zum oberen Rand eines gigantischen Holzeinschlags. Da es Sonntag war, störten wir niemanden beim Holzfällen. Und machten uns Gedanken, wie man an diesen steilen Hängen überhaupt Holzfällen kann.


Lattefossn WasserfallLofthus CampingBlick zum Fjord

Montag, den 4. Juni: Weiter nach Norden, um Hardangervidda herum. Wir queren den Eidfjorden, fahren an Voss vorbei und tauchen nach einer langen Tunnelpassage zur Mittagspause in Flam auf. Hier stehen wir direkt am Ende des Fjords und schauen den Schiffen beim Ein- und Auslaufen zu. Jetzt kommt der König aller Tunnel: Weit mehr als 20 Kilometer lang, mittendrin die Möglichkeit, in blau beleuchteten riesengroßen Höhlen einen kurzen Stopp einzulegen. Es gibt richtige Parkstreifen da! Über Borgund und Hermansverk steuern wir unseren nächsten Übernachtungsplatz, Olden, am Fuss des Brikdalsbreen an.Die letzten Kilometer auf einer winzigen Straße, aber inzwischen habe ich es gelernt, mit unserem Gespann notfalls ziemlich nah am Straßenrand zu fahren. Und Entgegenkommende sind auch sehr rücksichtsvoll.
CP Olden Wir stehen auf Terrassen über einem See, einfache Einrichtung, der Chef ist sehr nett. Der nächste Ort ist ein paar Kilometer entfernt, dafür ist es um so näher zum Gletscher.

Dienstag, den 5. Juni: Wir beschließen, früh aufzubrechen, denn wenn in Olden ein Kreuzfahrtschiff anlegt, ist auf der Straße dichter Verkehr mit zig Bussen, die alle genau da hin fahren wo wir auch hinwollen. Und nach ein paar Stunden alle wieder zurück. Nach ein paar Kilometern stehen wir auf einem Parkplatz, ab hier geht es nur zu Fuß weiter. Wir müssen an Parkautomaten zahlen, das Parken kostet hier Geld. Im Nachhinein habe ich erfahren: Wenn man ein paar hundert Meter vorher parkt, kostet es nichts, nur die Komfortparkplätze direkt am Ende der Straße läßt man sich gut bezahlen. Wir wandern an einem Restaurant mit Andenkenshop und großem Busparkplatz vorbei in Richtung Talende. Es wird etwa eine Stunde dauern, bis wir am Gletscher sind. Am Wegrand stehen Tafeln, die anzeigen, bis wohin der Gletscher in frühreren Jahren bzw. Jahrzehnten ging. Der breite Weg ist gut zu laufen, vor dem letzten Anstieg kommen wir an einem Parkplatz vorbei mit einem seltsamen Gestell. Dort halten die sog. Trollvagen, allradgetriebene offene Fahrzeuge, die Passagiere bis fast zum Gletscher bringen. An dem Gestell können die Passagiere bequem von den hochrädrigen Fahrzeuge absteigen. Aber auch die bequemsten Touris müssen die letzten 500 m zu Fuß laufen, denn da ist es zu steil und zu schmal für die Trollvagen. Wir sind fast die ersten am Gletschersee. Aus der Nähe sieht die Eiswand, ein Teil des Brikdalsbreen, der sich hier in den Talkessel schiebt, beeindruckend aus. Leider darf man nicht bis zum Eis gehen, eine Kette und dringende Warnschilder halten zu neugierige Touris auf. Die Gefahr von Eisstürzen ist zu hoch. Und wir sehen es ein: Niemand möchte von einem kubikmetergroßen Eisbrocken erschlagen werden. Na gut - solange wir da waren ist nichts heruntergebrochen. Wahrscheinlich war es noch zu früh am Morgen. Am Rückweg kommen uns aber Heerscharen von Touristen entgegen, wir sind froh, dass wir den Gletscher noch ziemlich für uns hatten. Auch der Busparkplatz ist jetzt voll, am Rückweg zum Campingplatz kommen uns immer noch Busse entgegen. Unglaublich, wieviele Menschen auf einem Kreufahrtschiff sind!


FlamtunnelGletscher BrikdalsbreenTrollvagn mit Gästen
 
Mittwoch, den 6. Juni: Heute wollen wir nach Alesund, wir freuen uns schon auf den dortigen Campingplatz, der uns vor 2 Jahren besonders gut gefiel. Wir fahren auf schmalen Straßen um den Fjord herum nach Stryn, von dort über Nebenstraßen nach Hellesylt, am Eingang des vielgepriesenen Geirangerfjords. Immer an den Fjorden entlang erreichen wir am frühen Nachmittag Alesund, die Jugendstilstadt. Ich habe hier noch eine Aufgabe offen: Aufnahmen vom Stadtberg herunter über Alesund und die angrenzende Buchten findet man in jedem Reiseführer. Nur wir waren vor 2 Jahren - bedingt durch das verdrehte Knie von Edith - nicht nach oben gewandert. Und auch diesesmal sollte es nicht sein. Als unser Navi sagt: "Sie haben Ihren Zielort erreicht", stellen wir fest, hier ist kein Campingplatz mehr! Das Prinsencamping ist geschlossen, wird vermutlich abgerissen oder anderweitig verwendet. Eine Anwohnerin, die eben Betten aus einem der Gebäude trägt, bestätigt es uns: Kein Campinplatz mehr! Und jetzt? 30 km entfernt soll der nächste Platz sein - in Richtung Bergen!  Nachdem ich ein paar Kilometer fuhr, eine Fähre hätte uns wieder über den Fjord bringen müssen, entscheide ich: Alesund gestrichen, wir wenden und fahren weiter nach Andalsnes. Reichlich spät kommen wir in Andalsnes an, der Campingplatz ist etwas vom Ort entfernt.
Mjelva Camping Andalsnes Landschaftlich sehr schön gelegen, jede Menge Hytter, trotzdem genügend Platz für Wohnwagen oder Wohnmobile. Wie schon in Olden fallen kurz nach uns über 20 Wohnwagengespanne aus Holland ein. Sie hatten reserviert! Aber auch für uns war noch ein schöner Platz da. Und das Wetter war so angenehm, dass ich zum ersten Mal in diesem Urlaub meine Markise ausrollte. Ich habe mich mit dem Leiter der Gruppe unterhalten, nach dem Woher und Wohin. Er sagte mir, dass von seinem Club insgesamt 3 Trupps unterwegs waren, eine an der Küste entlang, eine mitten durchs Land (seine Gruppe) und eine auf dem Weg zum Nordkapp. Jeder fährt nach seinem eigenen Rythmus, hat eine Wegebeschreibung und garantiert Platz am angesteuerten Campingplatz. Es werden auch Führungen durch die Gruppe angeboten, aber alles hat auch seinen Preis. Ich habe nicht gefragt: Wir fahren lieber allein - auch auf die Gefahr hin, mal nicht da zu stehen, wo wir gerne gewollt hätten.

Donnerstag, den 7. Juni: Heute steht Trollstigveien an. Nur mit dem Pkw ist es eine wunderschöne Fahrt über diese spektakuläre Serpentinenstraße nach oben zum Parkplatz. Der aber zur Zeit hälftig von Baufahrzeugen belegt ist. Wir finden trotzdem einen Platz, Schneewächten engen zusätzlich die Stellfläche ein. Ich habe den Eindruck, dass die Strasse erst vor ein paar Tagen geräumt wurde. Über eiserne Stege gehen wir zum Aussichtspunkt. Wie von einem Balkon sieht man nach unten, bis zum Fjord. Die steilen Wände sehen von oben noch beeindruckender aus, als auf der Rauffahrt. Ich kämpfe mich über Schneewehen noch weiter vor auf eine andere Plattform, vor mir drei Leute mit Badeschlappen! Wenn einer ausrutscht, saust er im hohen Bogen über die Wächte nach unten in den Abgrund, denn die Sicherungskette ist tief im Schnee vergraben, keine Chance sich zu halten. Sie schaffen es, ich auch, aber Edith bleibt sicherheitshalber auf dem festen Boden. Am Abend studiere ich die Karte, wir hätten von hier aus über die Trollstiege zum Geiranger fahren können, es sind etwa 60 km, dann über eine andere Strecke zurück. Wäre ein schöner Tagesausflug gewesen, da wir aber Geiranger und den Fjord bei einer Fahrt mit der Fähre bis Hellesylt bereits vor 2 Jahren gesehen haben, lassen wir die zusätzliche Fahrt sein, wir bekommen eh noch genug Kilometer auf den Tacho.


Blick über FjordCP AndalsnesTrollstigen Plattform
 
Molde Panorama

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Freitag, den 8. Juni: Heute wollen wir an Molde und Kristiansund vorbei über den Atlantikweg bis Trondheim fahren. Zuerst aber müssen wir durch Andalsnes und um das Westende des Romsdalfjords herum auf die Nordseite. Und wieder liegt ein Kreuzfahrtschiff im Hafen! Wir können es von gegenüber gut sehen, wie eine weiße Festung mit vielen Fenstern. Hinter Molde biegen wir nach Norden ab, der Atlantikvejen lockt uns! Über eine Folge von Brücken und kleinen Inseln geht es Richtung Trondheim. Eine Brücke ist besonders spektakulär: Sie ist am Gipfelpunkt nach Westen gebogen, steil und schön steht sie und überquert einen schmalen Meeresarm. Auf der anderen Seite ein Parkplatz, wir beschließen hier unsere Mittagspause zu machen. Ein Hügel lockt zum Aufstieg, eine Gruppe norwegische Schüler, mit dem Rad unterwegs, wirft sich in Pose, als ich mit dem Fotoapparat vorbeigehe, na gut, Jungs, mach ich eben ein Foto! Oben angekommen habe ich die Brücke fotogen vor mir. Und wie bestellt, tuckert ein Segelboot unter Brücke durch. Passt! Genauso wollte ich es! Nur dass mir bei der Gelegenheit auffällt: Die Position, um diese Brücke wie im Prospekt abzulichten, finde ich nicht, die müssen mit einem Riesen-Tele von den Bergen im Hintergrund das Bild gemacht haben.Relativ früh sind wir in Trondheim, suchen den Campingplatz, den wir das letzte Mal schon hatten. Aber leider, heute kein Glück, die Besitzerin läßt uns nicht rein, sie hat dieses Wochenende den ganzen Platz an einen Motorradclub vermietet. Gut, ein paar Kilometer weiter ist ein anderer Platz, wir suchen uns recht beengt ein Plätzchen, für eine Nacht geht es.
Vikhammer Camping besteht überwiegend aus einem großen Motel, vielen Hütten und etwas Platz für Wohnwagen/Wohnmobile. Uns fiel vor allem auf, dass die Sanitäranlagen zwar erstklassig waren (abschließbarer Raum mit Toilette, Waschbecken und Dusche), aber davon gab es nur 6 Stück, d.h. mit ca. 30 - 40 Gespannen/Wohnmobilen auf dem Platz viel zu wenig für die Menge Leute. Wie es heute ist, weiß ich nicht, es waren weitere Gebäude im Bau, bzw. wurden umgebaut.

KreuzfahrtschiffAtlantikstraße


Samstag, den 9. Juni: Jetzt wird es ernst! Wir biegen ab nach Norden - ohne größere Unterbrechungen soll es bis zum Endziel, den Lofoten gehen. Davor liegen etliche hundert Kilometer, auf einer Straße, die so abgefahren ist, daß  ich jedesmal, wenn meine Gattin mir etwas sagen will, zurückfrage: "Wie bitte?" Denn das Rollen der Räder auf dieser Straße übertönt alles. Das Wetter wird langsam kühler, aber wir haben noch Sonne und Wolken statt Regen. Die Landschaft erinnert an das Voralpengebiet, Hügel und Berge, die Schneekappen tragen. Nach einigen Stunden halten wir an einem Rastplatz, dort ein Wegweiser, der u.a. auch die Entfernung zum Nordkapp anzeigt: 1372 km! Dabei sind wir schon fast 300 km seit Trondheim gefahren. Ein paar Kilometer später ein Rastplatz. Hier steht eine Halle und ein Bogen über der Fahrbahn, der uns zeigt, daß wir jetzt das Nordland betreten. Man könnte hier Andenken kaufen, wenn der Kiosk geöffnet wäre. Kurz vor dem angepeilten Campingplatz müssen wir über eine steile Bergstrecke fahren, die E6 ist hier unterbrochen, ein Tunnel gesperrt. Wir quälen uns den Berg hinauf, die Straße sehr schmal, ich versuche ab und zu hinter uns fahrenden Pkw das Überholen zu ermöglichen, aber dazu sind die Ausweichbuchten zu kurz. Endlich ist der Scheitel überschritten, rechts ein Parkplatz frei, sodass ich anhalten kann. Und als Dank fährt ein dicker Geländewagen hupend an uns vorbei und der Beifahrer zeigt uns den Stinkefinger! Na gut, auch unter den gesitteten Norwegern gibt es offensichtlich ein paar Rüpel, das war einer davon. Endlich unten im Tal finden wir unseren Campingplatz  Bjerka Camping
Fast direkt an der Straße - aber da der Verkehr so gering ist, stört das nicht - ein flaches Wiesengelände, hinter dem Platz ein See, vorne, über die Straße weg ist die Bucht eines Fjords zu sehen. Die Rezeption wird eben neu gebaut, die Besitzerin erzählt mir später, dass ein Wintersturm die ganze Hütte mitgenommen hatte. Zum Beweis zeigt sie mir die Möblierung des Campingplatzes, Sitzbänke und Tische, die derart von Kratzern überzogen sind, daß alles neu gestrichen werden muss. Ich denke, der Platz ist noch nicht lange geöffnet, selbst die spartanische Sanitäranlage könnte dringend ein Überarbeiten vertragen.


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