Nicht nur das Zelt, auch der Watzmann ist frisch gewaschen. Von Berchtesgaden aus hat man einen prima Ausblick - der Radweg startet mitten im Ort. Nach einer heftigen Schieberei, der Bahnhof ist im Tal, das Ortszentrum ein paar Meter höher, entdecke ich das erste Schild des Weges.

Dieses Bild wird mich jetzt 6 Tage begleiten. Lange Zeit folgt die Route der B20, mal links, mal rechts als Radweg. Dann kommt der erste Teil eines unbefestigten Wegteiles und ich staune: Das erfordert Steuerkunst! Dicke Steine und viele Äste erzählen von der Wucht des Gewitters gestern Abend. Der Weg sieht aus, als ob jemand mit beiden Händen Grünzeug gestreut hätte. Daneben hat der Regen tiefe Furchen in die Erde gespült. In Bad Reichenhall lotst mich der Radweg mitten durch die Fußgängerzone. Im langsamen Tempo weiche ich den vielen Fußgängern aus: Ich bin mit dem bepackten Rad eine Schaunummer! Endlich draußen freue ich mich, dass die Feuerwehr die meisten umgebrochenen Bäume bereits vom Weg entfernt hat. Nur einmal muss ich das Rad durch das Gestrüpp an der Seite schieben, weil noch ein Baum quer liegt. Dieser hat auch gleich eine
Straßenlaterne mit umgerissen. Durch kleine Dörfer zieht sich die Route nach Traunstein. Hier führt der Radweg am Fluss Traun entlang. Ich verlasse kurz die Trasse und fahre in die Innenstadt: Zeit für eine kleine Pause. In einem Café bekomme ich ein "Haferl" Kaffee. Nach einem Blick auf die Speisekarte verzichte ich auf Kuchen. Nach kurzer Fahrt durch eine Baustelle finde ich meine Schilder wieder. Bisher kein Verfahren! Die Karte ist wirklich sehr detailliert, man erkennt jeden Feldweg. Am Nachmittag erreiche ich mein heutiges Etappenziel: Bergen am Chiemsee. Das Wetter hält sich, weißblau, wie für Bayern bestimmt. Abends kann ich im Aufenthaltsraum des Platzes bei Radiomusik, Käsesemmeln und Bier einen Regenschauer "aussitzen".