Netzwerken unter FreeDOS - Geschichte des Netzwerkens unter DOS
Warum MS DOS ohne Netzwerk kam
Der IBM Personal Computer (PC) wurde am zwoelften August 1981 als Antwort
auf den Apple II, der den IBM-Markt mit Bueroesoftware wie VisiCalc und
WordStar herausforderte, auf dem Markt eingefuehrt. Das Betriebssystem
(OS = operating system) fuer den PC musste in einer extrem kurzen Zeit
erstellt werden, nachdem Digital Research (DR) die Gelegenheit vergeben
hatte, ihr "Control Program fuer Micros" (CP/M) an IBM zu lizensieren.
Die junge Softwarefirma Microsoft, urspruenglich nur dazu gegruendet, um
Sprachinterpreter und Compiler wie BASIC und Fortran zu erstellen, sprang
ein. Microsoft versprach, einen OS Prototyp, der mit CP/M vergleichbar
war, in nur drei Monaten zu liefern. Sie kauften Seattle Computer's
"Quick and Dirty OS (QDOS = schnelles und schmutziges OS) und passten es
an, um IBM's Erwartungen zufriedenzustellen. Die Version 1.0 des
"Microsoft Disk Operating System" (MS DOS, von IBM auch verkauft als
"PC DOS") hatte 4.000 Zeilen Befehlscode. Netzwerken wurde nicht
unterstuetzt und andere Aufgaben waren viel wichtiger: Das erste DOS
konnte nicht einmal Festplatten unterstuetzen. Microsoft arbeitete auch
schwer an den Anwendungen, die die Ecksteine ihres Erfolgs werden
sollten: "Multiplan"/"Excel" und "Word".
Netzwerk Vorzuege scheinen auf den Nachfolger von DOS, OS/2 verschoben
worden zu sein, das offiziell von Microsoft und IBM 1985 angekuendigt
(und 1987 herausgebracht) wurde. In der Zwischenzeit lieferte Microsoft
XENIX, eine UNIX Variante, die fuer den IBM PC seit 1983 erhaeltlich war.
Das liess anderen ein Zeitfenster. Es gab zwei Herangehensweisen an das
Netzwerken unter DOS, die man die
"PC zentrierte" und die "UNIX zentrierte" Herangehensweise nennen kann
(http://www.sju.edu/~jhodgson/netw/kw_hwk4.html).
* Die "PC zentrierte" Herangehensweise bedeutet einen Weg, um eine
Gruppe von PCs zu einem Netzwerk zusammenzufuegen, um Dateien und
Ressourcen (z.B. Hardware wie Drucker) zu teilen.
* Die "UNIX zentrierte" Herangehensweise bedeutet, DOS-Versionen der
Standard UNIX Netzwerk-Programme zu entwickeln, um sie dazu zu ver-
wenden, um auf UNIX-aehnliche Dienste im LAN oder im Internet zu-
greifen oder sie liefern zu koennen (was, im Endergebnis auch zum
Teilen von Dateien und Ressourcen fuehrt).
"PC centric" Herangehensweise
Novell NetWare
1985 brachte Novell, ein frueherer Hardwarehersteller von CP/M Systemen,
sein Produkt "Netware 86" (V 1.5) fuer den PC heraus. Eine Version fuer
den AT folgte mit "NetWare 286" (V 2.0) im Jahr 1986.
Novell Netzwerke liefen nach dem Client/Server Modell:
Clients (= Kunden) die unter MS DOS und speicherresidenter (TSR) Novell
Software liefen, waren in der Lage, sich bei einem Server, der mit
"Novell Netware Server" lief, "einzuloggen". Dieser Server war eine
Maschine, die nur dazu da war, das Netzwerk zu managen und den Zugang
zu gemeinsam genutzen Geraeten wie z.B. Festplatten und Druckern zu
managen.
Wenn sie einmal verbunden waren, konnten die Clients ein Volume (einen
bestimmten Bereich auf dem Server) auf einen Laufwerksbuchstaben unter
DOS "mappen" und dann wie eine lokale Festplatte verwenden. Sie konnten
auch mit dem Server verbundene Drucker verwenden.
Client und Server kommunizierten ueber das Novell "Internetwork Packet
Exchange/Sequenced Packet Exchange" (IPX/SPX) Protokoll
(http://sourceforge.net/apps/mediawiki/freedos/index.php?title=IPX-SPX).
Die Treiberarchitektur wurde "Open Datalink Interface (ODI) genannt.
NetWare errichtete bis zur Mitte der 90er Jahre eine dominante Markt-
position.
LAN MANAGER
(Bild des LAN Managers)
Im Jahr 1983 entwickelten IBM und die kalifornische Firma Sytek Inc.
(1989 von Hughes gekauft, siehe: http://www.hughes.com/) unabhaengig
von Novell das Netzwerkprotokoll NetBIOS.
Es war gedacht fuer kleinere LAN-Installationen mit 72 bis 80 Geraeten.
1985 vertrieb IBM einen Emulator von NetBIOS, genannt NetBEUI (NetBIOS
Extended User Interface = NetBIOS erweitertes Benutzerinterface), das
bis zu 260 Geraete unterstuetzte.
1985 fuehrte Microsoft seine eigene Implementation von NetBIOS ein,
das sich MS-Net nannte. Es wurde nicht sehr stark verwendet. 1987 ver-
oeffentlichte die Firma den "Microsoft LAN Manager" 1.0 - ihren ersten
ernsthaften Konkurrenten zu Novell Netware.
Genau wie Novell Netware enthielt Microsoft's LAN Manager eine
Client/Server Architektur:
* Der Server lief auf OS/2 als Betriebssystem und der LAN Manager
als Server Software.
* Der Client lief unter DOS, OS/2 oder Macintosh als Betriebssystem
und verwendete eine Client Software wie "LAN Manager Client" oder
"MS Client" als Verbindung mit dem Server.
Mit dem "Server Message Block" (SMB) Protokoll, das seit 1991 in den
LAN Manager integriert wurde, waren die Microsoft Netzwerke in der
Lage, auch peer-to-peer-Netzwerken durchzufuehren. Dieses wurde unter
Windows fuer Workgroups 3.11, welches 1993 veroeffentlich wurde,
verwendet. Der Mechanismus ist Windowsbenutzern bekannt als "Windows
Share", "Netzwerkumgebung" oder "Arbeitsgruppe".
(Bild von Workgroup Add-on fuer MS-DOS)
Im Oktober 1993 veroeffentlichte Microsoft ein Tool namens "Microsoft
Workgroup Add-on fuer MS-DOS, das es ermoeglichte, die gleichen peer-
zu-peer Netzwerkmoeglichkeiten unter DOS zu haben.
Waehrend das Tool selbst nicht mehr verkauft wird, ist der groesste Teil
seiner Funktionalitaet immer noch durch die Verwendung des "MS Client"
und ein spezielles Update namens "WG1049" verfuegbar (vgl.: MS Client).
Microsofts Netzwerksoftware kam mit einem eigenen Netzwerktreibermodell
genannt "Network Driver Interface Specification" (NDIS), das die Firma
zusammen mit 3Com entwickelt hatte.
Der LAN Manager konnte seinen Mitbewerber Novell Netware nicht schlagen.
Neben dem Nachteil, der zweite am Markt gewesen zu sein, mag ein weiterer
Grund dafuer gewesen sein, dass man das OS/2 Betriebssystem auf dem
Server installieren musste. OS/2 war unter den Kunden unbeliebt. Seit
1993 wurde deshalb auf der Serverseite der "Microsoft Windows NT Ad-
vanced Server (Version 3.1)" verwendet. Im August 1995 setzte die Ein-
fuehrung (und sehr gute Annahme) von "Windows 95" den DOS Netzwerkakti-
vitaeten ein Ende. Diese Windowsversion hatte bereits einen eingebauten
TCP/IP Stack und verfuegte auch ueber SMB peer-to-peer Netzwerkfaehig-
keiten - dadurch wurden viele Drittanbieterloesungen ueberfluessig.
"Unix centric" Herangehensweise
Die ersten Versuche, um TCP/IP auf dem PC zum Laufen zu bekommen,be-
gannen kurz nachdem IBM es eingefuehrt hatte. Die ersten Leute, die
daran arbeiteten, waren Dave Clark, Jerry Saltzer und der Studienan-
faenger John Romkey (http://www.romkey.com/) am Laboratorium fuer
Computerwissenschaften des Massachusetts Institute of Technology (MIT).
1981 starteten sie ein Forschungsprojekt mit dem Zweck "zu sehen, ob
TCP/IP auf so etwas kleinem wie einem IBM PC laufen wuerde", wie Romkey
sich erinnert (http://www.drizzle.com/~aboba/internaut/pc-ip.html).
PC-IP (PC/IP)
Das Ergebnis wurde "PC-IP" genannt, eine kleine TCP/IP Implementierung,
die in einige Anwendungen wie finger, whois und netwatch eingebunden
wurde. PC-IP wurde mit Quellcode als Public Domain veroeffentlicht.
Drew Perkins von der Carnegie Mellon University (CMU) und Dan Lanciani
von der Harvard University verbesserten den Code weiter. PC-IP kann
man immer noch im Internet finden, z.B. unter:
(http://members.aol.com/Karima4483/pcip/) oder
(ftp://ftp.kuzbass.ru/pub/networks/tcpip/tool/pcip.zip).
PC-TCP (PC/TCP)
(Icons von PC/TCP Anwendungen)
Der Erfolg von PC-IP inspirierte Romkey und einige Freunde, die CMU-
Version des Codes zu nehmen und sie zu einem urheberrechtlich ge-
schuetzten Produkt weiterzuentwickeln: "PC/TCP", das sie unter ihrer
Firma "FTP Software, Inc.", die 1986 gegruendet wurde, vertrieben
(http://en.wikipedia.org/wiki/FTP_Software).
Der Name wurde nach dem bekannten "File Transfer Protocol" gewaehlt:
PC/TCP beinhaltete eine der ersten Anwendungen fuer FTP Dienste auf
dem PC.
Pakettreiber (Packet Drivers)
Zusammen mit PC/TCP entwickelte die FTP Software Inc. die "Pakettreiber-
spezifikation", (http://www.crynwr.com/packet_driver.html), die
erste Mehrfachprotokoll-Treiber Spezifikation fuer PC Netzwerk-
Schnittstellen-Karten. Am 12. Dezember 1988 wurde diese Spezifikation
als offener Standard, den jeder implementieren konnte, veroeffentlicht.
Pakettreiber erwiesen sich gleichermassen fuer Hardwareanbieter und
fuer Softwareentwickler als nuetzlich. Die meisten der Public Domain-
oder Shareware TCP/IP Anwendungen wurden nur so geschrieben, dass sie
mit Pakettreibern zusammenarbeiten konnten.
Viele Pakettreiber wurden von Russ Nelson an der Clarkson University
geschrieben oder verwaltet, der als der "Pakettreiberkoenig" bekannt
wurde - eine Geschichte, die er auf seiner Webseite schildert
(http://russnelson.com/bio.html). Nelson vertreibt diese Treiber
immer noch als Freie Software ueber die Seite seiner Firma namens
"Crynwr" (http://www.crynwr.com/), das nach dem walisischen Wort
fuer "Quaker" (Quaeker), seinem Glauben, benannt ist). Hier erfahren
Sie mehr ueber Crynwr.
Ein Grund fuer den Erfolg von FTP's Software PC/TCP war die offene
Pakettreiberschnittstelle, die es leicht machte, Treiber und Anwen-
dungen zu entwickeln.
Als andere Treiberschnittstellen wie ODI und NDIS auf der Szene er-
schienen, fuegte PC/TCP Konverter hinzu: Mit einem Tool namens
ODIPKT.COM ODI Treiber als Pakettreiber verwendbar, ein Tool
namens DIS_PKT.GUP erledigte das Gleiche fuer NDIS Treiber.
PC/TCP kam auch mit einem externen TCP/IP Kernel namens ETHDRV.EXE,
der es anderen Programmierern erlaubte, Netzwerkfunktionen in ihren
Anwendungen aufzurufen, ohne sie selbst zu programmieren. All diese
Features und eine Sammlung von Anwendungen, die es DOS Computern er-
laubte, auf TCP/IP-Dienste wie News, Email, ftp, Telnet oder Netz-
werkspeicherung zuzugreifen oder zu liefern (PC/TCP enthielt sogar
einen NFS Client namens InterDrive), machte FTP Software Inc. zum
Marktfuehrer fuer DOS TCP/IP Software.
PC/TCP wurde weltweit auf ueber 10 Millionen DOS-Maschinen installiert.
Mitte der neunziger Jahre hatte FTP Software Inc. mehr als 700 Ange-
stellte (mehr Informationen hierzu unter: http://www.answers.com/
topic/ftp-software?cat=biz-fin).
Software von Universitaeten und Hobbyprogrammierern
PC-IP und ihr Erfolgsmodell PC/TCP moegen die ersten oder erfolg-
reichsten TCP/IP Kernel fuer DOS gewesen sein, aber sie waren nicht
die einzigen.
KA9Q
Das zweite nach dem fruehen PC-IP Kernel war das "KA9Q Netzwerk-
Betriebs-system" (NOS, vgl.: http://www.ka9q.net/code/ka9qnos/) von
Phil Karn im Jahr 1985. Karn, ein Ingenieur aus Baltimore, Maryland,
hatte es zwei Jahre zuvor fuer CP/M programmiert und dann nach DOS
portiert. Es war auch eine der ersten TCP/IP Anwendungen fuer DOS, die
die Pakettreiberspezifikation von FTP Software verwendete. KA9Q
arbeitete gleichzeitig als Internet Client, Server und IP-Pakete-
Router. Das Programm war auf auf das Amateurpaketradio spezialisiert,
konnte aber z.B. auch als FTP- oder Webserver verwendet werden. KA9Q
zog viele Mitwirkende an. Wie Karn beschreibt: "Es war das Linux
seiner Zeit" (http://www.ka9q.net/code/ka9qnos/).
Im Jahr 2002 wurde KA9Q Freie Software (GNU GPL). Seine Ableger, JNOS
(http://www.langelaar.net/projects/jnos2/) und EZ-NOS2
(http://eznos.knevel.info/index.php) (siehe auch
http://www.hippy.freeserve.co.uk/eznos.htm und
http://www.dossolutions.pwp.blueyonder.co.uk/eznos.htm)
werden immer noch aktiv gepflegt.
NCSA Telnet
Basierend auf der Pakettreiberspezifikation schrieben mehrere Universi-
taeten TCP/IP Anwendungen und Tools fuer DOS PCs. 1986 veroeffentlichte
das "National Center for Supercomputing Applications" (NCSA) an der
Universitaet von Illinois "Telnet" (siehe: ftp://ftp.uu.net/.vol/1/
applic/NCSA_Telnet/PC/tel2308b.zip) - einen Client fuer UNIX
Telnet Dienste, der sowohl als FTP- und rcp Server arbeiten konnte.
Die Software wurde bis 1995 entwickelt (Version 1.308) und mit dem
Quellcode in die Public Domain ftp://ftp.uu.net/.vol/1/applic/NCSA_
Telnet/PC/tel2308s.zip) entlassen.
CUTCP
Die Clarkson Universitaet in Potsdam, New York, nahm die Version 2.2
von NCSA Telnet und modifizierte sie. Sie nannten ihre Version
CUTE oder CUTCP.
Letztendlich uebernahm die Rutgers Universitaet in New Jersey die
weitere Pflege und veroeffentlichte die letzte Version im Juli 1993
(ftp://ftp.cc.umanitoba.ca/software/pc_network/cutcp-b.zip).
Anders als NCSA Telnet unterstuetzte CUTCP die IBM-3270 Emulation
und wurde technisch verbessert. Sie wurde auch Public Domain.
Andere
(Bild von MINUET Version 1.0 Beta 18A)
Andere Entwicklungen an Universitaeten, die erwaehnt werden sollten,
sind "Kermit" (http://www.columbia.edu/kermit/), eine Terminalemulation
fuer DOS, die an der Columbia University in New York geschrieben wurde
und das "Minnesota InterNet Users Essential Tool" "MINUET" (siehe:
http://www.fdisk.com/doslynx/minuet/) der Universitaet von
Minnesota, eine pakettreiberbasierte Suite von TCP/IP Anwendungen.
MINUET bot eine mausunterstuetzte grafische Schnittstelle, die Client-
anwendungen wie Email, Gopher, Telnet, Usenet News, einen Web-
browser und FTP integrierte. MINUET ist ein gutes Beispiel fuer das
unglueckliche Design von DOS-Softwarelizenzierungen dieser Zeit. Im
Gegensatz zu der GNU General Public License (GPL), die in der GNU/Linux-
welt zum Standard wurde, waren Lizenzen fuer DOS-Software, die an
Universitaeten und von Hobbyprogrammierern erstellt war, meistens
selbstgestrickt. Die MINUET Lizenz konnte z.B. von der Belegschaft und
den Studenten der Fakultaet der Universitaet von Minnesota frei verwen-
det werden. Alle anderen sollten nach 15 Tagen Versuchszeit 50 $ zahlen.
Der Vertrieb war nur fuer nichtkommerzielle Zwecke zulaessig.
Auch wenn diese Sharewarelizenzen vor fuenfzehn Jahren funktioniert
haben moegen, so sind sie heute eher ein Todesurteil fuer die Software:
Die Software wird nicht mehr verkauft oder offiziell vertrieben. Auch
wenn Sie noch jemanden finden, an den Sie die Sharewaregebuehr von 50 $
zahlen koennen, ist es unwahrscheinlich, dass er Ihnen irgendwelchen
Support oder Updates zur Verfuegung stellt. Deshalb duerften die Kosten
das uebersteigen, was die Software heute wert ist, nachdem ihr Markt
verschwand und der urspruengliche Entwickler das Interesse daran verlor.
Noch wichtiger: Ohne Quellcode ist sie fuer andere Programmierer wert-
los - dadurch wird die Entwicklung aufgrund der Lizenz eingestellt.
Und jeden "kommerziellen Vertrieb" zu verbieten hat den Effekt, dass
die Orte, wo man z.B. MINUET finden kann, staendig wechseln, unzuver-
laessig sind und nur rein zufaellig aufzufinden sind.
Dank einiger Entwickler ist einige wesentliche Netzwerk-Software fuer
DOS zusammen mit ihrem korrespondierenden Quellcode Public Domain oder
Freie Software. Dies ermoeglicht es Anwendern und Entwicklern gleicher-
massen, immer noch TCP/IP-Anwendungen fuer DOS zu schreiben und zu ver-
wenden. Diese wichtigen Softwareteile beinhalten:
* Freie Versionen von Pakettreiber-Konvertern fuer die heute mehr
ueblicheren ODI und NDIS Treiber: ODIPKT.COM, geschrieben von
Dan Lanciani (Harvard University) ermoeglicht es, ODI-Treiber als
Pakettreiber zu verwenden, DIS_PKT9.DOS von Prof. Joe R. Doupnik
(Utah State University) und Dan Lanciani macht das Gleiche mit
NDIS-Treibern.
* "WatTCP", eine beliebter freie TCP/IP Kernel Bibliothek (Library),
die 1990 - 1992 von Erick Engelke von der Canadian Waterloo Univer-
sitaet geschrieben wurde und sein Nachfolger, Watt-32 von Gisle
Vanem (Norwegen). Diese Bibliotheken ermoeglichen es Programmierern,
TCP/IP Funktionen in ihre Anwendungen einzubauen, ohne das Rad neu
erfinden zu muessen.
* "Trumpet TCP Treiber (NTCPDRV)" aus dem Jahr 1992, ein freier
externer TCP/IP Kernel, der von dem australischen Programmierer
Peter Tattam geschaffen wurde (auch wegen seines Trumpet Winsock
bekannt). Wir werden noch etwas spaeter in diesem Dokument mehr
ueber diese Software erfahren.
Urheberrechtlich geschuetzte Software
Unterhalb von FTP Software Inc.'s PC/TCP konnte man vor 10 oder 15
Jahren eine Menge anderer kommerzieller Anwendungen auf dem Markt der
DOS TCP/IP Netzwerk-Software finden.
Bis zu 30 TCP/IP Pakete fuer DOS waren Mitte der 90er Jahre erhaelt-
lich (siehe: ftp://ftp.cac.psu.edu/pub/dos/info/tcpip.packages),
inklusive IBMs "TCP/IP fuer DOS", NetManage "Chameleon", Sun "PC-NFS",
Novell "LAN WorkPlace", Frontier Technologies "SuperTCP" oder Artisoft
"LANtastic" - ein Netzwerksystem, das in der ersten Haelfte der 90er
fast genauso beliebt war wie der Marktfuehrer der Zeit, Novell.
Einen Vergleich ihrer Features finden Sie hier (http://img.cmpnet.com/
nc/820/graphics/tcpip.pdf). Lesen Sie doch auch den korrespondieren-
den Artikel im Netzwerk Computing Magazin (http://www.networkcomputing
.com/820/820buyers.html).
Das DOS-Netzwerkende
Wir muessen bedenken, dass sich diese ganze Entwicklung der TCP/IP
Software fuer DOS in einer relativ kurzen Zeitperiode abspielte. Der
IBM PC hatte bei seiner Vorstellung im Jahr 1981 keinerlei Netzwerk-
faehigkeiten. Jeder, der damals mit UNIX-Maschinen arbeitete, betrach-
tete den PC als Spielzeug. Aber das Netzwerken wurde eine ernsthafte
Option, als der staerkere PC AT (i286) 1984 herausgebracht wurde und
im Jahr 1986, als Compaq den ersten PC mit einem i386 Prozessor heraus-
brachte. Dieses Zeitfenster der Moeglichkeiten begann sich mit der Ein-
fuehrung von Windows NT im Jahre 1993 zu schliessen und wurde im August
1995 mit Windows 95, das bereits einen eigenen eingebauten TCP/IP Kernel
inklusive Point-to-Point Protokoll (PPP), einem Einwaehlprogramm und
SMB peer-to-peer Netzwerk hatte, endgueltig geschlossen. Das war ein
Schicksalsschlag fuer die kommerzielle Netzwerksoftware, inklusive
Novell Netware.
FTP Software Inc. wurde 1998 vom frueheren Mitbewerber NetManage zu
einem Preis uebernommen, der nur geringfuegig ueber dem Geldbetrag auf
FTP Software's Bankkonto war (siehe: http://www.apocalypse.org/pub/
ftp-alumni/archives/ftp-alumni.9806). Heute gibt es die Firma nicht
mehr. Im Jahr 2007 existiert kein Markt fuer DOS Netzwerksoftware mehr.
Die meisten kommerziellen Loesungen sind ueberhaupt nicht mehr erhaelt-
lich. Ihre Hersteller wechselten den Besitzer oder die Maerkte hoerten
einfach auf zu existieren. Und diejenigen, die vor 10 Jahren an der
"UNIX zentrierten" Herangehensweise arbeiteten, kann man heute viel-
leicht bei der Arbeit an GNU/Linux Loesungen finden.
Erfahren Sie mehr ueber die Geschichte des TCP/IP Netzwerkens auf DOS
Computern in Steven Baker's Artikel "Net Worth - Desktop TCP/IP At
Middle Age" (http://web.archive.org/web/20070314043508/http://www.ece
.ubc.ca/~gillies/9802net.html).
Was bleibt
Netzwerken unter DOS im 21sten Jahrhundert bedeutet hauptsaechlich, das
zu verwenden, was von der Aera des DOS Netzwerkens von der Mitte der
80er Jahre bis zur Mitte der 90er Jahre uebrig geblieben ist. Einige
Novell und Microsoft Tools koennen immer noch legal heruntergeladen
und verwendet werden. Und TCP/IP Loesungen von Universitaeten und
Hobbyprogrammierern, die als Public Domain, als Shareware und sogar
als Postcardware veroeffentlich wurden, gibt es immer noch, obwohl die
meisten davon nicht mehr an den urspruenglichen Stellen gefunden werden
koennen.
Aber es ist mehr als das. Ein paar Projekte sind immer noch am Leben:
Der grafische DOS Browser Arachne wird wieder aktiv von einer Gruppe von
Programmierern weiterentwickelt, nachdem er unter die GNU GPL gestellt
wurde. Auch SSH2DOS, Watt-32 und die KA9Q Nachfolger EZ-NOS2 und JNOS2
werden immer noch gepflegt und entwickelt.
Kuerzlich wurde sogar eine neue TCP/IP DOS-Software geschrieben.
Copyright © 2007 Ulrich Hansen, Mainz (Germany), 2011 an die
FreeDOS-Hilfe angepasst von W.Spiegl.
Weitergehende Informationen finden Sie hier.
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