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BABYLON 5
TL;DR: Die Handlung ist weiter vorausgeplant und besser konstruiert als bei jeder anderen Serie. Und viele weitere Aspekte sind auch gut gelungen.
»Babylon 5« ist eine von J. Michael Straczynski entwickelte Fernsehserie, die in der Zukunft (23. Jahrhundert) spielt und von der gleichnamigen Raumstation handelt.
Die Raumstation wurde von der Erde in einem neutralen Sektor der Galaxie gebaut und hat u.A. interne Andockbuchten für Shuttles und kleine Raumschiffe, einen Marktplatz, einen Gartenbereich und 250000 Wohnungen zu bieten.
Ziel der "Stadt im All" ist Frieden durch Handel und Diplomatie, nachdem ein versehentlich ausgelöster Krieg zwischen den Menschen und Außerirdischen namens "Minbari" beinahe die Menschheit ausgerottet hätte.
Warum die haushoch überlegenen Minbari kurz vor dem Sieg kapituliert haben, ist ein großes Rätsel…
Auf beiden Seiten gibt es revanchistische Kräfte, die auch nach Jahrzehnten noch mental im Krieg gefangen sind.
Michael O'Hare |
© Warner Bros. |
Historische Erinnerungslücke: Commander Sinclair hat in der letzten Schlacht des Menschen-Minbari-Kriegs einen Gedächtnisverlust erlitten. |
Science Fiction?
Zugegeben: Die haben den armen Schauspielern Zeug an den Kopf geklebt, und dann soll man glauben daß das Außerirdische sind.
Aber die Genre-Zuordnung ist nicht einfach. Neben Science Fiction sind z.B. Einflüsse von "Herr der Ringe" und "1984" zu entdecken.
Die Geschichte handelt u.A. vom Aufstieg und Fall von Imperien und dem Ende und Anfang von Zeitaltern, obwohl sich die Kernhandlung nur über 5 Jahre erstreckt. (Jede Staffel beginnt am 1. Januar und endet am 31. Dezember)
Die langsam Fahrt aufnehmende Geschichte ist also dramatisch und folgenschwer — aber der Alltag auf der Station ist trotzdem realistisch und glaubwürdig dargestellt.
Woher kommt die Nummer 5?
Die ersten drei Babylon-Stationen sind bereits während der Bauphase unaufgeklärten Sprengstoffanschlägen zum Opfer gefallen.
Die teure und hochwertige Station "Babylon 4" wurde kurz nach der Fertigstellung von einer mysteriösen Raumzeit-Verzerrung "verschluckt" und ist seitdem verschollen.
Die umstrittene und chronisch unterfinanzierte 5. Station steht nicht unter günstigen Sternen.
(Umstritten und unterfinanziert war auch die Produktion der Serie.)
Höhepunkt 3. Staffel |
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Zuspitzung 2. Staffel |
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Auflösung 4. Staffel |
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Einführung 1.Staffel Ausklang 5. Staffel |
Bis heute unübertroffen
Die 1993 gestartete Serie gilt als richtungsweisend, weil sie die Vorteile einer folgenübergreifenden Handlung aufzeigte. Aber nicht nur das: Die Handlung von »Babylon 5« wurde nicht einfach nach Bedarf weitergesponnen sondern von vornherein als abgeschlossener Handlungsbogen konzipiert. Dadurch kann ein sehr hohes Spannungsniveau aufgebaut werden.
Ursprünglich war die bloße Existenz einer folgenübergreifenden Handlung (für Erstseher erst ab der 2. Staffel erkennbar) die große Überraschung. Zurückblickend ist die Durchdachtheit des Handlungsbogens das Besondere.
Andreas Katsulas |
© Warner Bros. |
Einmal Hölle und zurück: Die charakterliche Entwicklung, die Botschafter G'Kar vom Volk der "Narn" durchmacht, ist beeindruckend. |
Spezialeffekte veralten, aber Erzählkunst nicht.
Charakterentwicklung
Die Figuren machen teilweise eine drastische Entwicklung durch. Ein weiterer Grund, warum die Reihenfolge wichtig ist.
Im Extremfall wird eine Figur im Lauf der Serie vom Antagonist ("Bösewicht") zum Protagonist ("Held") oder umgekehrt.
Dialoge
Die Dialoge sind oft sehr gut geschrieben. In der Höhepunkt-Folge (die bei den Hugo-Awards u.a. gegen »Independance Day« und »Mars Attacks!« gewann) genügt eine einzige Dialogzeile, um die ganze Tragik eines Bürgerkriegs bewusst zu machen. Diese eine Textzeile ist beeindruckender als die bombastische Weltraum-Schlacht, deren Inszenierung von Militärexperten bewundert und gelobt wird.
Tim Choate |
© Warner Bros. |
Als Beispiel für die reichhaltige Auswahl interessanter Figuren sei hier Zathras genannt. |
Realismus
In der folgenübergreifenden Geschichte steckten bereits zu Produktionsbeginn viele Jahre Planung und Arbeit. Das fiktive, zukünftige Universum und dessen Vorgeschichte ist verblüffend gründlich ausgedacht.
- Schwarz/Weiß-Denken wird verweigert (mit Ausnahmen: in schwachen Folgen kommt auch mal der Zaunpfahl zum Einsatz). Einen Reim auf die Handlung (oft ethische Dilemmata) muss sich der Zuschauer selbst machen.
- Sowohl die Protagonisten als auch die Antagonisten handeln aus ihrer jeweiligen Sicht nachvollziehbar. Wie sich's für eine gute Geschichte gehört. Es gibt sogar eine komplette Folge ("The Corps Is Mother, The Corps Is Father"), die aus der Sicht eines Antagonisten erzählt wird — anstelle der Raumstation steht eine Einheit der "Gedankenpolizei" im Mittelpunkt.
Andrea Thompson |
© Warner Bros. |
Gut oder böse? Talia Winters ist überzeugtes Mitglied des Psi-Corps. |
- Die "interstellare UNO" auf der Raumstation ist ineffektiv, frustrierend und von Einzelinteressen korrumpiert.
- Es gibt "Stadtviertel" mit ungünstigen Lebensbedingungen, durch die Versorgungsrohre laufen. Auf diesen unattraktiven Ebenen ("Downbelow") leben Gestrandete und Obdachlose, deren billige Arbeitskraft von einigen Geschäftstreibenden genutzt wird. Die Einwohnerzahl ist mithin nicht genau bekannt.
- Die Dock-Arbeiter sind unterbezahlt und überlastet. In einer Folge kommt es deswegen zu einem tödlichen Unfall und einem darauffolgenden Streik.
- Die Weltraumgefechte von »Babylon 5« werden immer wieder für ihren Realismus gelobt. Die NASA hat z.B. Interesse an den Entwürfen der Kampfflieger der Station gezeigt. (http://www.b5wiki.de/wiki/Starfury)
- Das in Folge 10 ("Believers") aufgemachte moralische Dilemma hat bereits in der Zeit vor sozialen Netzwerken für Empörungswellen gesorgt, und ist auf dem Streamingdienst "Hulu" bis heute "wegzensiert".
- …
Richard Biggs |
© Warner Bros. |
Mit dem Kopf durch die Wand: Chefarzt Dr. Franklin geht für seine Prinzipien auch ins Gefängnis. |
Einführung: Uff
Keine Frage - die Einführung ist bei »Babylon 5« eher zäh. Das Universum ist bereits "eingewohnt". Alles ist kompliziert und durch die detailliert ausgedachte Vorgeschichte geprägt.
Das Risiko, daß schon während der Einführung Zuschauer abspringen, ist relativ groß. Im Gegensatz z.B. zu »Herr der Ringe«, wo die Einführung und die anfängliche Zuspitzung den Zuschauer fesseln. Das liegt daran, daß die Welt im Gegensatz zu »Babylon 5« fein säuberlich in gut und böse geteilt ist. »Babylon 5« ist einfach viel realistischer.
Darüber hinaus ist die handwerkliche und künstlerische Qualität in der 1. Staffel noch nicht so gut wie in späteren Staffeln. (Aber sehr viel besser als im hochnotpeinlichen Pilotfilm, der getrost ignoriert werden darf.)
Zuspitzung und Höhepunkt: Wow!
Die Spannung steigt bis zum letzten Drittel der Serie an.
Höhepunkte entpuppen sich im Nachhinein als "Sprungschanzen", um noch mehr Spannung für den nächsten Höhepunkt aufzubauen.
Die Situation wird immer vertrackter.
Vermeintlich unabhängige Handlungsstränge haben oft hinter den Kulissen Gemeinsamkeiten.
Jede Antwort wirft weitere Fragen auf. Die Auflösung wird immer weiter verschoben und immer spannender erwartet.
Es geht auf der "Achterbahn" lange nach oben.
Streckenweise übertrifft die Spannung jeden Kinofilm.
Mir ging's so, daß ich beim 1. Mal überrascht war, wie spannend die dramatischen Höhepunkte ausfallen und welche Tragweite die Konflikte haben. Aber beim wiederholten Anschauen der Serie stellt sich heraus, daß alle Zuspitzungen (das "Aufstellen der Dominosteine") die ganze Zeit offen gezeigt wurden.
Peter Jurasik |
© Warner Bros. |
Mollari erschrickt vor den Folgen seiner eigenen Entscheidungen: Raumschiffe bombardieren ganze Kontinente. |
Auflösung
Die Auflösung ist realistisch. Der Hauptkonflikt hinterläßt Wunden und Bitterkeit, und es bleiben genug potentielle Probleme für die Zukunft übrig. Wie in der echten Welt.
Gegenbeispiele:
- Hollywood-"Happy End": einfach doof
- »Lost«, »Dexter«: schnell hingemurkstes Ende
- »Twin Peaks« Mitte 2. Staffel: erzwungene Auflösung. (Danach zum Glück "Neustart"). »Twin Peaks« ist Kunst statt Handlung, da ist Zerstörung der Mehrdeutigkeit sowieso ne schlechte Idee.
Ausklang
Genau genommen hat »Babylon 5« 2 Enden. Ursprünglich sollte nach der 4. Staffel Schluß sein, dann gab's überraschend doch noch Finanzierung für die 5. Staffel. Deshalb hat die 4. Staffel eine "Not-"Abschlussfolge; und die eigentliche Abschlußfolge wurde ein Jahr später gezeigt.
© Warner Bros. |
Im offenen Teil der Station erkennt man die Ausmaße der Konstruktion: Ein riesiger Stahlzylinder im All, der durch Rotation künstliche Schwerkraft an seinen Innenwänden erzeugt. |
Aus diesem Grund ist die 5. Staffel dann auch tatsächlich überwiegend Ausklang, weil die Auflösung schon in der 4. Staffel "verbraucht" wurde.
Auszeichnungen
»Babylon 5« hat viele Auszeichnungen erhalten, u.a. für Dramaturgie, Maske und Spezialeffekte. Die Serie fühlt sich mitunter wie ein Kinofilm statt eine TV-Serie an, was für die damalige Zeit sensationell war. Der Soundtrack stammt von Christopher Franke (Tangerine Dream) und wurde vom Berliner Sinfonie-Orchester eingespielt (Ausnahme: Pilotfilm in der urspr. Fassung). Digitale 3D-Effekte waren damals sogar im Kino ein Novum und in einer Fernsehserie noch nie dagewesen.
Einstiegshilfe mit Bildern aus der 1. Folge
Alle Bilder © Warner Bros.
Menschen und Minbari
Jeffrey Sinclair
(Michael O'Hare)
Menschen
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← Krieg →
| | | | | ↓
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Delenn
(Mira Furlan)
Minbari
Technologisch um Jahrhunderte weiter fortgeschritten als die Menschen
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"Friedensstation" Babylon 5
Von den Menschen gebaut und betrieben
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Centauri und Narn
Londo Mollari
(Peter Jurasik)
Centauri
- waren die ersten, die mit den Menschen Kontakt aufgenommen haben
- haben den Menschen Hyperraum-Technologie gegeben, mit der man zu anderen Sternsystemen reisen kann
- eigentlich hochentwickelt, aber im Verfall begriffen
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← Konflikt →
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G'Kar
(Andreas Katsulas)
Narn
- wurden von den Centauri belagert und unterdrückt
- leiden noch immer unter den Kriegsfolgen
- wollen Rache
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Telepathen
Talia Winters
(Andrea Thompson)
Telepathen
Aus (noch) unbekanntem Grund haben auf verschiedenen Planeten Einige telepathische Fähigkeiten entwickelt.
Auf der Erde sind Telepathen strengen Regulationen unterworfen und müssen Mitglied einer bestimmten Organisation werden. (Oder anderweitig stark unterdrückt.)
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Vorlonen
Kosh
Vorlonen
- unvorstellbar hoch entwickelt
- Jahrmillionen weiter fortgeschritten als alle anderen bekannten Zivilisationen
- Absichten: unklar
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Bildqualität
Walter Koenig |
© Warner Bros. |
Nicht besonders willkommen auf der Station: "Spezialpolizist" Bester ist auf höfliche Weise bedrohlich. |
Die deutsche DVD-Box verfügt über ein anamorphes Bild, aber nur die CGI-freien Szenen haben die volle Auflösung.
Szenen mit digital erzeugten Bildinhalten sind unscharf (Interlaced-Material aus 4:3 ausgeschnitten und dann auf 16:9 vergrößert - gruselig). Die HD-Variante ist leider nur 4:3 statt 16:9 — also ästhetisch weniger schön, dafür mit deutlich schärferen 3D-Effekten (näher am Original).
(Aufgenommen wurde auf 35mm-Film, also mit 24 Bildern pro Sekunde. Weil die europäische Fernsehnorm PAL auf 25 Vollbilder pro Sekunde genormt ist, laufen die Folgen auf den deutschen DVDs ca. 4% zu schnell. Ist aber "Standard" und stört die Meisten nicht. Im Gegensatz zu mir.)
Update Feb.2021: Jetzt gibt's ne HD-Version auf Streaming-Diensten, aber nur 4:3 und nur teilweise HD. Die CGI- und Composite-Szenen haben immerhin volle Fernsehauflösung, die Live-Action-Szenen haben HD-Auflösung, aber sind auch nur 4:3.
Also momentan: Entweder 4:3 in hoher Auflösung oder 16:9 in schlechter Auflösung (und mit falsch gerahmten Effekt-Szenen).
(Wenn man bei 35mm-Aufnahmen die Rahmung entspr. gestaltet, kann man hinterher entweder einen 4:3- oder einen 16:9-Ausschnitt nehmen.
Hoffentlich wurden die Filme komplett gescannt, so daß später die 3D-Effekte und die überlagerten Szenen nochmal neu gemacht werden können, damit am Ende eine HD-Version in 16:9 rauskommt.)
Synchronisation
Urteil: Geht.
Keine Ahnung, ob die Übersetzer im Englischen nicht so sicher sind oder einfach keine Lust hatten. Manche deutschen Übersetzungen scheinen Nichts mit dem originalen Text zu tun zu haben. Mitunter drängt sich der Verdacht auf, daß zu originelle Äußerungen absichtlich wegzensiert wurden. In deutschen Synchronstudios nimmt man's ja traditionell nicht so genau - während am Set von »Babylon 5« Improvisationsverbot herrschte, weil ja schließlich die Darsteller nicht wussten, auf welche Hintergründe und zukünftigen Entwicklungen sich bestimmte Aussagen bezogen.
Bruce Boxleitner |
© Warner Bros. |
Vom Regen in die Traufe: Captain Sheridan entkommt einem Bombenanschlag durch einen Sprung in die Tiefe. |
Anderseits: Man kann die Handlung nachvollziehen, und die deutschen Stimmen sind sympathisch.
Aber wahrscheinlich kritisiere ich da wieder mal Etwas, wovon ich keine Ahnung hab. Am Ende ist es ja erstaunlich, daß so ne Synchro überhaupt funktioniert und nicht durchweg merkwürdig wirkt.
Reihenfolge
Die meisten Filme und die Nachfolgeserie »Crusade« sind nicht besonders empfehlenswert.
Somit bleiben folgende Kernelemente übrig:
- (Pilotfilm. Schlecht. 4:3 (Kann man weglassen, das Wichtige wird später nochmal wiederholt))
- Die eigentliche Serie. 5 Staffeln mit jeweils 22 Folgen. 16:9 (oder HD)
- (»In The Beginning« / »Der erste Schritt«. Gelungener Film über die Vorgeschichte der Babylon-Stationen, also den Krieg zwischen Menschen und Minbari. Erst nach der 4. Staffel gucken, weil sonst einige Enthüllungen vorweggenommen werden. (Ausschnitt))
Claudia Christian |
© Warner Bros. |
Commander Ivanova sucht ständig nach Gründen, dem Stationsalltag zu entfliehen. Man muss ja schließlich Flugstunden sammeln. |
Links
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letztes Update: 29.9.2024