Rolf Wenzel - Holzskulpturen 2005 - Tsunami

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Der fürchterliche Tsunami am 26. 12. 2004 traf auch die Küste von Phuket, wo wir genau ein Jahr vorher gewesen waren. Im Sommer hatte ich einen innen völlig zerfressenen Eichenstamm gesäubert, so dass nur noch ein etwa 8 cm dicker Zylinder übrig blieb. Beides verband sich in mir zur Vision einer auf dem Wasser treibenden Tonne, der Deckel und Boden fehlten. In die Außen- und Innenseite dieses Wracks schnitzte ich reliefartig Zeugnisse der Katastrophe. Das hochgeschobene Astloch in der Mitte hatte mich schon vorher fasziniert, jetzt wurde es zum Vulkankegel und gleichzeitig zum runden Nasenloch des Dämonenkopfes über dem weißen Zahnradgebiß des unteren Randes; am oberen Rand bildete die Welle gewissermaßen die Haare dieses monumentalen Kopfes.

Wo das rechte Ohr sein könnte, hat die gewaltige zweite Welle die Zylinderwand durchschlagen. Gegenüber taucht statt des Ohrläppchens der runde Kopf des Todes auf, der - in Fortsetzung des mittelalterlichen Motivs - die Sense nicht mehr nur von oben schwingt, sondern selbst die Sense ist, deren Schneide er von unten (als Welle) durchs Wasser zieht. Die zwei Schwimmer versuchen vergeblich zu fliehen, der dritte aber drehte sich während der Entstehungskommunikation mit mir um, hielt seinen eingeschlagenen Ball hoch und stellte sich seinem Schicksal.

Für die Unzerstörbarkeit des Lebens stehen schließlich im Innenraum des Zylinders die zwei Ginkgoblätter als west-östliches Bindeglied. Sie wachsen aus der Hütte und dem Boot heraus, auch wenn wohl zunächst nur ihre gewellte Oberkante wahrgenommen wird.