Rolf Wenzel - Holzskulpturen und Autor - Über mich

Spiegelporträt
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Vita

1940 Geboren in Braunschweig
1946 - 1959 Schulbesuch in Nördlingen
1967 Ehe mit Lore Behringer
1966 - 2004 Schuldienst am Elly-Heuss-Knapp Gymnasium, Stuttgart - Bad Cannstatt
Ab 1990 Fachabteilungsleiter für Sprachen und Kunst, ebenda
2004 Pensionierung
April 2004 Angeregt durch den zerhackten Wurzelstock der gefällten Zypresse aus dem eigenen Garten erste Skulptur: „Zyprus”
12. 3. - 27. 4. 2008   Erste Ausstellung „Phantastisches Panoptikum” in der Stadtteilbücherei Stuttgart-Münster
28. 3. - 7. 4. 2008 Erste Auftragsarbeit „Kleine Meerjungfrau”
10. - 31. 7. 2009 Gemeinschaftsausstellung „Kunst verbindet Kontinente” in der Stuttgarter Galerie El Pacífico mit 5 Künstlern aus Peru und der Region: Candida C. Stapf (www.cc-stapf.de), José Briceño (www.koikunscht.de/briceno), Ursula Doka-Oser (www.bbk-wuerttemberg.de/galerie/ursula-doka-oser), Rolf Wenzel und Yuli Cuzzi
10. 1. 2010 Einweihung des „Kirschenkreuzes” in der Winterkirche der ev. Andreä-Gemeinde in Stuttgart - Bad Cannstatt
Juni 2014 Erste Buchveröffentlichung: „Sternschnuppenglück”

Grundgedanken meiner Arbeit an Holzskulpturen

Aspekt: Darstellung der Spannung von
ideell: menschlicher Destruktivität und Kreativität
formal: gegenständlicher und abstrakter Gestaltung
ästhetisch
(visuell und haptisch):
Raumkörpern und Hohlräumen, glatten und unterschiedlich strukturierten Oberflächen
bewegungsbezogen: disparaten Proportionen bei der Kombination einzelner Bestandteile der Skulptur
perspektivisch: menschlicher Destruktivität und Kreativität
naturphilosophisch: freigelegter Maserung des Holzes und aufscheinender Bedeutung des Kunstwerks
naturwissenschaftlich:    Wachstum und Verfall des organischen Materials Holz
kulturell: historischen Zeugnissen der Kultur und aktueller Realität der Gesellschaft
psychologisch darstellend: zwischenmenschlichen Beziehungen
psychologisch deutend: privater und kollektiver Erinnerung

Metamorphosen der Erinnerung
(Der Erinnerung Gestalt geben)

Mittlerweile sind es sieben Jahre her, seit ich erstmals die Idee hatte, eine Skulptur zu fertigen, jenen „Zyprus”, der als zufälliger Restbrocken einer Zypressenwurzel Kopfgestalt bekam.

Mit dem „Tsunami” begann im Januar 2005 eine gewisse Kontinuität der Arbeit an den Skulpturen, die nun auch von einer Idee ausging und danach erst das passende Holzmaterial suchte. Die Skulptur, die dabei entstand, sollte aber immer auch die ursprüngliche Existenzform des organischen Materials durchscheinen lassen.

Der Prozess der Entstehung war eine fortgesetzte Kommunikation zwischen meiner Phantasie und technischen Fertigkeit einerseits und den speziellen Eigenheiten des Holzstammes andererseits. Kernstrahlen und Schwundrisse wurden beispielsweise immer wieder zu Gestaltungselementen. Analog ergaben sich die Farbigkeit und die Flächenstruktur der - immer unbemalten - Skulpturen aus der Färbung und Maserung des Holzes. Auch Spuren von Wurmfraß und Verrottungserscheinungen wurden mit einbezogen und Rindenreste, besonders im unteren Bereich ließ ich gerne stehen.

In dieses Material hinein projizierte ich meine Vorstellungen und Erinnerungen von Vorgängen und Personen, von Mythen und Weltdeutungen, Legenden, Dramen und Erzählungen, die mir beim Betrachten des Werkstückes durch den Kopf gingen.

Meistens ergab diese Zusammenschau konkrete figürliche Konstellationen, die mit abstrakten Elementen eine Verbindung eingingen und dabei eine gesellschaftliche (historisch oder aktuell), philosophische oder persönliche Aussage mit einem ästhetischen Erleben zu einer überraschend neuen Einheit verschmolzen. Lebensfreude und gedämpftes Pathos, Lust am Spiel und lächelndes Mitgefühl verbanden sich mit Wohlgefallen an harmonischen Formen, kontrastierenden Oberflächen und dem Spiel von Licht und Schatten.

Wenn immer es möglich ist, sollte das betrachtende Herumgehen um meine Plastiken eine abwechslungsreiche Entdeckungsreise sein für Auge, Sinn und Hand.

Im Laufe von vier Jahren entstanden so 27 Skulpturen, die ich im März 2008 erstmals in der Stadtteilbücherei Stuttgart-Münster öffentlich ausstellte.
Die für die Ausstellung angefertigte „Froschkönigswahl” brachte einen neuen Aspekt ins Spiel, die Kombination moderner Kommunikationsmittel mit einem Märchengeschehen: Die Königstochter tritt mit dem dreidimensionalen Kopf des Prinzen auf ihrem Handy in Kontakt, um ihre Wahl zu treffen. Ähnliche ungewohnte Kombinationen folgten mit der „Navi-Nixe”, der „Dividende 08” dem „unbeleuchteten Fingerzeig“, den „Korkenkollektoren” und dem „Handwerker-Meister”. Bei den letzteren begann ich reale Objekte der Gegenwart einzubauen: Münzen, Leuchtmittel, Sektkorken und eine Medaille als „Ready mades” verweisen auf aktuelle Vorgänge.

Daneben verstärkte ich die Zuwendung zur Figürlichkeit, um Beziehungsspannungen zu gestalten (Ballett, Mutter und Kind, Othello, Tango und Forró). Innerhalb der figürlichen Darstellungen begann ich das Spiel mit der Verfremdung durch kontrastierende Größenordnungen. Im „Fingerzeig” ist zum Beispiel der ganze Kopf der Birnenesserin so groß wie der Nagel des Zeigefingers und beim „Handwerker-Meister” ist der Zeigefinger der zugreifenden Hand viermal so groß wie der des Meisters.