Skulptur 2009 - Die schaumgeborene Aphrodite
(Kiefer - Höhe ca. 45 cm)Botticellis „Geburt der Venus” basiert auf der mythologischen Überlieferung, dass die Tochter von Zeus und Dione dem Meer - vor der Küste Zyperns - entstiegen sein soll. Die expressive Form der Kiefernwurzel evozierte in mir die Vorstellung von Meereswellen, in denen mittig der Oberkörper der Göttin an die Oberfläche steigen sollte.
Aber ein Wurzelloch an zentraler Stelle erforderte eine neue Komposition.
Jetzt also liegt Aphrodite nach links ausgestreckt unterhalb der Wogen, die in ihr wallendes Haar übergehen. Nach rechts tauchen aus dem Wasser zwei Tiere auf: vorn - unter dem rechten Arm der Göttin - eine gewundene Wasserschlange und dahinter ein Delphin. Der ausgestreckte Arm selbst verschwindet ab der Handwurzel im Wasser, in der Verlängerung schießt aus dieser Woge der Delphin hervor, eines der heiligen Tiere der Liebesgöttin. In den krönenden Wogen kann man mit etwas Phantasie auch einen Adler mit ausgebreiteten Schwingen sehen, aus dessen rechtem Flügel eine kleine menschliche Hand hervorkommt, die sich auf den Unterarm der Göttin legt, in einer Geste, die an Michelangelos Gotteshand bei der Erschaffung Adams erinnert. Der Adler ist bekanntlich das Tier des Vaters der Aphrodite. Und wer in den Wellenkämmen den Adler erahnt, wird auch sehen, dass gleichsam eine Nabelschnur den Schnabel des Vogels mit dem Kopfbereich der Tochter des Zeus verbindet. Während der bereits halb aufgerichtete Oberkörper der Göttin den „normal-menschlichen” Proportionen entspricht, wirken der überlange liegende Rumpf und die angehobenen Beine archaisch primitiv. Sie wiederholen die Bewegung der Wasserschlange und der Linie Arm - Delphin und ergänzen dieses Feld zur gekippten Harfe.