Rolf Wenzel - Holzskulpturen 2011 - Barkarole (venezianisches Traumfloß)

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Im August 2007 besuchten wir die Biennale in Venedig und als wir mittags aus dem Arsenal kamen, sah ich am Kai ein junges Paar auf einer steinernen Bank in der Sonne liegen. Die Köpfe ruhten jeweils auf der Schulter des Partners, die Sonnenbrillen waren in die Haare geschoben. Sie boten ein Bild entspannter Harmonie, von dem ich sofort wusste, dass ich es einmal umsetzen würde.

Gut drei Jahre später entstand diese Skulptur aus einem Pflaumenstamm aus Strümpfelbach. Die Komposition der Träumenden behielt ich bei, aber die glatte Steinbank wurde zu einem Floß, das mit der unteren Rundung des Baumstammes einen vorn und hinten abgeschnittenen Bootsrumpf als bewegte, schwimmende Unterlage assoziiert. Die nebeneinander und gleichzeitig gegeneinander liegenden Köpfe sind so weit wie anatomisch möglich nach oben gehoben. Sie sind so zwar noch Teil der Körper, aber auch fast schon aus ihnen herausgelöst, insbesondere der männliche Kopf.

Die Isolation der individuellen Köpfe wird aufgehoben durch die sie umrahmenden Arme. Besonders der linke Arm der Frau stabilisiert das Nebeneinanderschweben der Köpfe, aber auch das Dreieck der Männerarme sichert die Auflage des senkrecht nach oben gewandten Frauenkopfes. Der rechte Frauenarm dagegen hat keine aktive Stabilisierungsfunktion für die Ruhenden. Aber er schließt optisch den Rahmen um die beiden Köpfe und festigt so die Verbundenheit. Gleichzeitig werden dadurch die beiden runden Brüste der Frau in die Höhe geschoben und ergänzen die zwei Köpfe durch eine dritte Zwillingserhebung.

Die in die Haare geschobenen Sonnenbrillen der Liebenden umrahmen einerseits das rundliche entspannte Gesicht des Mannes und strukturieren andererseits die krönende Frisur des ovalen Frauenkopfes. Sie stehen aber auch als deutlich erkennbare Accessoires im Kontrast zu der kaum wahrnehmbaren Kleidung der beiden. Eigentlich weist nur der betonte Beinabschluss der Shorts an den leicht geöffnet aufgestellten Oberschenkeln der Frau alle Zweifel zurück, obwohl auch der Mann erkennbar lange Hosen trägt.

Das Pflaumenholz färbte sich schon wenige Wochen nach der Fertigstellung sehr ins Dunkelbraune. Das war nicht gewollt, gehört aber zu meiner Einstellung, die hier dem lebenden Material seinen Lauf lässt und so der Skulptur seinen ihr eigenen Reiz verleiht.