Skulptur 2009 - Forró
(Buche - Höhe ca. 45 cm)Als „Tanz des Pöbels” wurde der brasilianische Tanz ursprünglich bekannt, bevor er auch in Europa salonfähig wurde.
Der enge Körperkontakt der jungen Tänzer lässt sie auf der einen Seite von der Brust abwärts zu einem Körper verschmelzen, aus dem sich - bei ihr nach rechts und bei ihm nach links - Rumpf und Bein der Gegenseite herausdrehen. Sein Kopf ist nach links gedreht, so dass sein Blick die Öffnungsrichtung vorgibt, während sie ihm halb ins Gesicht sieht, wodurch sich ihre Wangen fast berühren.
Beide stehen aufrecht; der linke Arm der Tänzerin liegt locker auf seinen Schultern wie der hintere Teil einer weiten Halskrause. Ihr Partner umfasst mit seinem rechten Arm ihren Oberkörper. Seine Hand an ihrer rechten Seite wirkt überproportional groß; es ist, als ob der Druck seiner Finger den Oberkörper der Frau nach oben und vorne drückt, so dass die rechte Brust sich fast als Ball herauswölbt. Ebenso umfasst seine linke Hand ihre Rechte mit festem Griff auf Hüfthöhe.
Ein gewisses Maß an Machogewaltsamkeit bestimmt auch den Gesichtsausdruck des Mannes, der mit T-Shirt und Overall zum Tanzen kam. Die Maserung des Buchenholzes auf seinem Rücken unterstreicht diesen Aspekt und erzeugt eine eigenwillige Faszination durch die Betonung des tief hängenden Hosenbodens, des Übergangs von seinem rechten Bein zu ihrem linken und durch den Schwundriss durchs rechte Schulterblatt, in den ich einen langen hellen Keil leimte, wie einen Blitz in den Unterleib.
Die Rückseite der jungen Frau stellt sich noch abwechslungsreicher dar: um das untere Ende langen, senkrecht hängenden Haarschopfes windet sich das Geflecht der drei Arme. Das glatte Shirt darunter geht über in das schräg geriffelte Röckchen, das bis zur Mitte der Oberschenkel reicht. Die Beine darunter sind offensichtlich nackt, die flachen Schuhe zeigen kaum eine eigene Form.
Den farblichen Akzent setzte hier wieder einmal das Holz: der helle Braunton der Rückseite des Mädchens wird nach links dunkler, bevor er mit einer scharfen geschwungenen Linie von ihrer Hüfte abwärts in die viel hellere, gelbliche Färbung des dagegen gepressten Männerkörpers übergeht. Dadurch erscheint ihr linkes Bein (von der linken Seite ihres linken Oberschenkels an) als Teil seines Körpers, was die oben angeführte Maserung noch unterstreicht, - passend zu der sinnlichen Direktheit dieses körperbetonten Tanzes.