Skulptur 2008 - MuK: Unwiederbringlich?
(Sauerkirsche - Höhe ca. 55 cm)Eine Mutter hält mit beiden Händen ein zu ihr hochspringendes Kind, indem sie das Becken des Kindes mit sanften Fingern gegen ihren Schoß drückt.
Dieser Zugewandtheit fehlt allerdings der Blickkontakt: das Kind schaut in den Himmel und die Mutter sieht rechts am Kind vorbei.
So erhebt sich die Frage, ob die natürliche Vertrautheit zwischen Mutter und Kind wieder hergestellt werden kann oder unwiederbringlich verloren bleibt.
Während des Entstehungsprozesses ergab sich die unterstützende Deutung der vorgegebenen Frage durch die zwei Ansätze von Zweigen, um die ich lange herum gearbeitet hatte - vorsichtshalber. Aus dem einen entstand in der linken Hand des Kindes immer deutlicher etwas wie eine übergroße Knospe oder ein liegender Kopf - und fast am Boden schob sich ein dickerer Zweig aus den Falten des Kleides. Als ich die Verbindung zwischen beiden Ansätzen begriffen hatte, sägte ich die Enden jeweils glatt durch und machte so die gekappten Jahresringe sichtbar.
Wichtig war mir der Kontrast der Oberflächen zwischen dem in senkrechten Falten fallenden bodenlangen Kleid und der offensichtlichen glatten Nacktheit des Kindes, dem Arme und Brust der Mutter entsprachen. Ob das Kind aber tatsächlich unbekleiet ist, bleibt genau so unbestimmbar wie sein Geschlecht, auch wenn der Kopf mit dem abwärts fallenden Haarschopf eher auf einen Knaben hinweist, der seine rechte Hand auf die Schulter seiner Mutter legt, weniger um sich fest zu halten, sondern mehr um leichten Kontakt herzustellen. Den linken Arm streckt er zur Seite, um den Gegenstand zu halten, der wertvoller Besitz oder dargebrachtes Geschenk sein könnte.
Mit dieser klassisch anmutenden Mutter-Kind Darstellung sollen keine Fragen individuell beantwortet, sondern universal aufgeworfen werden.