Skulptur 2007 - Adam und Eva: Sündenfall (Am Baum der Erkenntnis) - Spitzbubenleiter - Aufbruch
(Bergahorn / Esche - Höhen ca. 85, 105, 80 cm)Welche Art von Obst es war, das der Eva ins Auge stach, darüber sagt die Bibel nichts. Dort ist nur von der „verbotenen Frucht” die Rede. Der Volksmund machte daraus einen Apfel als lockendes Objekt der Begierde. So haben die Künstler der vergangenen Jahrhunderte das frevelnde Paar auch dargestellt, mit einem – oder je einem - Apfel in der Hand. Selbstverständlich setzten alle voraus, dass das Obst niedrig genug hing, um ohne Anstrengung gepflückt zu werden. Wenn's aber nicht so leicht zu erreichen war?
Hier gibt das Triptychon seine Antwort und setzt die Notwendigkeit einer Aktion voraus, die nur gemeinschaftlich durchgeführt werden konnte. Die „Spitzbubenleiter” bringt Eva nach oben, indem sie auf die ineinander gefügten Hände Adams steigt. Sie blickt entschlossen nach oben und die linke Hand taucht schon ins Geäst ein, während Adam doch etwas verdrossen Steighilfe leistet. Im Mittelteil aber hat auch er sich gestreckt und steht aufrecht unterhalb der lasziv triumphierenden Eva, die in der linken Hand die Frucht hochhält und mit dem rechten Fuß auf einer zweiten steht. In der dritten Phase hockt sie zusammengesunken dem Adam im Genick, der sie ergeben hinausträgt aus dem schützenden Baumrund des Paradieses. So verbinden sich die drei Stationen zu einer Gesamtdarstellung: AufBruch aus dem Paradies (Aufstieg – Zugriff – Ausstieg). Und in drei Stufen reckt sich die teuflische Schlange immer höher nach oben, bis sie zum Schluss das paradiesische Gehölz ersetzt und wie ein Rückgrat in die vertriebenen Sünder eindringt.
Der Dreischritt hält gleichzeitig auch den natürlichen Lebensablauf fest: aufstrebende Jugend, selbstbewusste Lebensmitte und schicksalsergebenes Altern. Auf jeder Stufe aber bleibt die Zusammengehörigkeit des Paares in Freud und Leid sichtbar erhalten.